VOM TURNRAT DES MÄNNER-TURNVEREINS IN WIEN
Herrn Franz M. Felder in Schoppernau
Als in der Nummer 15 der „Gartenlaube" 1867 ein von Dr. Rud. Hildebrand gezeichneter Artikel weitere Kreise mit dem Manne bekannt machte, der aus dem edlen Schatze männlichen Selbstbewußtseins das Gold der Wahrheit herausgefördert hat an den Tag, wo schwarze Bosheit den Glanz zu verdunkeln strebt, mit dem es aus tiefem Bergeswinkel hervorleuchtet-damals schon sagten wir uns: „Ja! Das ist ein ganzer Mann, das ist ein Kämpe für die Freiheit des Geistes und für die Entwicklung sittlicher Vollkommenheit!" Mit reger Theilnahme lasen wir Einzelnes in den verschiedenen Blättern, woraus wir erfuhren, welche Hindernisse man Ihnen bereitet, und wie schwer Ihnen der Kampf wird, zumal Sie mit offenem Visier gegen die dunklen, oft unsichtbaren Feinde kämpfen müssen, die aus sicherem Versteck hervor ihre giftigen Pfeile auf den frei dastehenden edlen Mann abschiessen. Da kamen „die Federzeichnungen aus dem Bregenzerwalde", und mit ihnen die Kunde von der ganzen Niederträchtigkeit, die gegen Sie ins Feld geführt wird, und deren Kumpane, wir ja auch hier zu Lande in den schönsten Exemplaren vertreten haben. Die tiefste Entrüstung hat uns, und alle, die diese Mittheilung erhielten, ergriffen; wir fühlen uns gedrängt, diese Zeilen an Sie zu richten, um Ihnen, als deutsche, freidenkende Männer die Hand zu reichen, zum herzhaften Drucke des Mitgefühls in Ihrem Schmerze sowohl als zur Erhebung in diesen schweren Stunden. Ergreifen Sie die dargebotene Hand der Männer, die mit Ihnen das Banner der Freiheit hoch halten, und offenen Auges dem Lichtstrahle entgegensehen, der nun hereinbricht, und der hoch und mächtig genug ist, daß er auch über ihre Berge hineinleuchtet, und das Spukgeschlecht der Eulen vertreiben wird. Harren Sie muthig aus auf dem Ehrenposten, auf den Ihr vorwärtsstrebender Geist und Ihr männlicher Muth Sie gestellt, und seien Sie überzeugt, daß über die Berge herüber Ihr Wacheruf: „Wer da?" nicht verhallt, und daß Ihnen ein tüchtiger Verein von deutschen Männern an den Ufern der Donau donnernd zuruft: „Gut Freund!" Kann Ihnen der Männer Turnverein in Wien in irgend einer Weise dienlich sein, so verfügen Sie über seine stete Bereitwilligkeit. Indem wir in vorstehenden Zeilen dem diesfälligen Beschlüsse der Turnrathssitzung vom 17. März d. J., Ausdruck geben, zeichnen wir
Für den Turnrath des Männer Turnvereins in Wien
Josef Hofer der Sprecher
Zeugwart Carl Friedrich Hacker
Otto Tschurtschenthaler Eduard Struschka
Bücherwart d. z. Sprecher Stell Vertreter
Robert Pöschl Jos. Ihm
Schriftwart Säckel wart Stellvertreter
Ruschitzka 2. Zeugwart