FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER

lfndenr: 
456
10. Januar 1868

Lieber Freund!

In Eile nur Weniges und doch viel. Im letzten Frühling, ja schon beim Ausarbeiten der Sonderlinge, sah ich etwas Furcht­bares nahen.

Es rauscht die See und will ihr Opfer haben.

Ich habe dieses Rauschen lange gehört, jetzt wird es lauter und lauter. Unsere Kapuziner scheinen mit Hinterladern zu arbeiten, Pfarrer Rüscher erzählte letzthin einigen von einem bereits entbrennenden Religionskrieg, wo man den letzten Christen an den Därmen des letzten Geistlichen aufhängen werde. Hier geht's wirklich los. Gestern floß das erste Blut in unserm Kampfe. Allzu sehr erschrick aber nur nicht, die Sache ließe sich noch mit einigem Humor erzählen, wenn ich dazu in der rechten Stimmung wäre. Der Uhrenmacher kam mit mir von Au. Ich hatte den Schneider besucht, der etwas bessert. Wir kehrten in der Niederau ein. Der Rößlewirt suchte durchaus Händel, wie das immer ist, wenn einer von meiner Partei dort ist. Mir war es zu gemein, mich mit diesem Menschen einzulassen, und wollte gehen, als er mich einen Lügner nannte, als der ich in meinen Akten in Bezau stehe. In den Uhrenmacher aber fuhr es wie ein Feuer. Ich hab ihn nie so gesehen, wie er da stand, und das ganze heilige Nest einmal ausräumte. Da wurden die Worte nicht gewogen, ich mochte wehren, wie ich wollte, Felder kannte keine Rücksicht, sein ganzer Haß gegen diese Elenden brach furchtbar schön heraus. Auch der Rößlewirt, sein Knecht standen auf, fielen über meinen Vetter her und bald sah ich nichts mehr als eine schwarze Masse. Felder hatte mit alten Raufbolden zu tun, doch er räumte brüllend die Stube. Die drei waren nach allen Seiten fort. Nur schwer ist es mir gelungen, den Wütenden, der aus mehreren Wunden (er behauptet von einem Messer) blutete, nach Hause zu bringen.

Und heut ist das Vereinsfest!

Ich ahne Schlimmes und werde nicht beim Adlerwirt er­scheinen, wenn ich damit auch den Vetter zurückzuhalten vermag.

Ich fürchte, bald Ärgeres berichten zu können. Jetzt noch sonst etwas: Was sagst Du zu meinem Artikel? Seine Ver­öffentlichung dürfte jetzt gefährlich sein. Gestern las ich im

Tirolerboten vom 5. Dez. 67, daß ich als Ehrenmitglied in den Hofer-Verein aufgenommen sei. Mich freut dieser Gruß aus der Hauptstadt. Ich würde mich bedanken, wenn ich wüßte, wo. Jetzt möchte ich überhaupt denn doch bald im Ernst eine Weile wo anders aufgenommen sein, aber nicht bloß als Ehrenmitglied. Ich denke ernstlicher an den Antrag in Halle. Früher dachte ich an eine Reise aufs Schützenfest nach Wien. Aber dort scheint man mich ganz vergessen zu haben. Wenn mir nur artige Zuschriften auch etwas helfen könnten. Vielleicht schreib ich Dir heut noch mehr, sonst lebe wohl. Mit Gruß und Handschlag Dein Freund

Felder

Keine