FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER

lfndenr: 
281
20. Januar 1867

Lieber Freund!

Eben hab ich Deine letzte Sendung erhalten. Ich kann noch nichts darüber sagen, als daß ich mich nun mit Lust und Eifer daran machen werde, sobald ich den beiliegenden Brief beantwortet haben werde. Das scheint mir zur Klarstellung sehr nötig zu sein. Ich gebe freilich eines Weibes wegen nichts auf, aber ich habe keine Druckerei und auch nicht die Mittel, eine solche einzurichten. Insoweit ist also unser Unternehmen - wenn wir in Bezau bleiben wollen oder müssen, von einem sehr gemütlichen Mann und einem etwas berechneten Weibe, die ich Aristokratin nennen muß, umso abhängiger, da der Mann diesen Winter unwohl ist, worunter seine Kräfte, auch des Geistes, zu leiden scheinen.

Ich werde nun Deine Schrift lesen und sie dann dem Feurstein morgen schicken. Donnerstags gehe ich selbst nach Bezau und hoffe, dort bei und mit Feurstein einen Brief von Dir zu lesen. Manches sollten ich und Du wohl mündlich be­sprechen und ich denke bereits daran, Dich bald einmal mit einem Besuche zu beehren. Deine Schrift sollte wenigstens bis 11. Feb. heraus sein, ich möchte sie daher nicht bei Feur­stein erscheinen lassen, der meine Schrift schon lange in den Händen hat und nicht weiter zu kommen scheint. Die Schrift über den Andelsbucher Jahrtag (ich weiß den Verfasser), die Du doch auch erhalten hast, wurde in St. Gallen sehr billig gedruckt, ich denke, mich auch mit Deinem Manuskript dorthin zu wenden, wenn Du nichts dagegen haben wirst. Daß ich zum Leiter unseres Blattes einen der Post näher Wohnenden, Tüchtigern wünschte, beweist vielleicht eher meinen Eifer als meine Gleichgültigkeit. Ich wenigstens möchte das von mir behaupten. Meine Kraft würde ich doch jedenfalls der Sache zur Verfügung stellen, wie ich schon früher gesagt zu haben glaube.

Fände sich ein tüchtiger Leiter, so wäre mir das der Sache wegen, nicht aus Bequemlichkeit, sehr lieb, sonst aber stehe ich mit Freuden ein, sobald wir einen Verleger haben. Ich werde nun Feurstein recht ernstlich ins Verhör nehmen und ihn zu ja oder nein drängen. Sagt er ja, so ist's gut, aber wenn er „nein" sagt? Weißt auch dann Du einen Ausweg, so bitte ich Dich, die Anzeige der Volksstimmen Deiner Schrift noch selbst beizufügen. Ich wünschte das aus begreif­lichen Ursachen aus Deiner Feder, besonders wenn Du für nötig halten solltest, für den Herausgeber ein Wort einzu­legen. Ich habe jetzt in Leipzig drunten vielleicht mehr Freunde als hier herum. Freilich bei unseren Parteigenossen und Gegnern werden die Gespräche mich vorstellen, ich habe auch hauptsächlich darum meinen Namen dazu gegeben. Wenn es nur schon (endlich) heraus wäre!! Die Wahl ist hier vorgestern nach Wunsch ausgefallen. Schoppernau tut für jetzt genug, wenn es nichts verdirbt und das ist geschehen, indem Albrecht gewählt wurde, ich hatte unter den Herren fünf Stimmen. Aus Au kommt Vorsteher und Ritter. Mein Vetter, der Uhrenmacher, lärmt jetzt ge­waltiglich gegen unser Wahlunrecht und wollte seine Stimme durchaus der Alp Vorderünscher geben, da das ja die größte sei und die erste Stimme habe. Von Bezau aus mehr. Ich werde schon wieder unterbrochen.

Schreib auch, ob Du für ein Wochenblatt oder eine Monats­schrift oder zwanglose Flugblätter mit auf den Bogen ge­stellten Preis sein würdest. Letzteres wäre, wie Feurstein bemerkt, ganz kautions- und stempelfrei und mir bei jetziger Post allerdings das Bequemste. Ich bitte, ja die Zeitungs­anzeige nicht zu vergessen, zurückbehalten kann ich sie immer noch!

Mit Brudergruß und Handschlag Dein schnelle Antwort hoffender Freund

F. M. Felder

Keine