FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER

lfndenr: 
282
21. Januar 1867

Lieber Freund!

Dein Brief scheint wenige Bemerkungen zu der Klarstellung zu erwarten und wirklich kommen meine Literatenbedenken gar nicht in Betracht bei einer Schrift, wo es sich mehr um das Was als das Wie handeln muß. Der Inhalt ist streng wissen­schaftlich dargelegt, vielleicht fast zu streng, ich gestehe, daß ich meine Bibliothek benützen mußte, um nicht vor Einigem zu stehen wie der Esel am Tor. Die Anspielung auf unseren Eulenspiegel ist ein wahrer Ruhepunkt und paßt wie eine Faust auf ein Ohr, ich hatte mehr volkstümlichere Bilder, wenn auch nicht gerade humanistisch gewünscht. Doch wenn ich bedenke, daß wir uns im Volk nicht durch diese Schrift, sondern nur durch eine Zeitung Boden schaffen können, so muß ich eine Ausführung loben, die sich auf die Geschichte stellt, die ich, nebenbei bemerkt, jetzt fleißig lese, um mich zu dem vorzubereiten, was vielleicht noch kommt, bevor ich gehörig vorbereitet bin. Gestern hab ich den ersten Bogen meiner Gespräche erhalten und bin nun umso fester über­zeugt, daß wir Deine Schrift weiterschicken müssen. Ich werde schon Druckfehler verzeichnen müssen, die sehr sinnstörend sind. Feurstein wünscht einen bedeutendem Titel. Vielleicht hieße es wirklich am besten Gespräche u.s.w. zweite Partei­schrift der vorarlbergischen Partei der Gleichberechtigung. Und meinen Namen? Wenn der Zeitungsplan nicht wäre, könnte er wegbleiben. Was meinst Du? Ich werde Dich über­haupt noch manches fragen müssen, besonders wenn die Zeitung erscheint, und ich werde in diesem Fall schon bald einmal kommen müssen. Einstweilen werde ich mit Feurstein so oder so fertig werden und am Freitag abends in Bezau Deinen Brief von der Post holen. Am Samstag aber Deine Schrift versenden, da Feurstein wohl nichts zu bemerken hat, was wir ändern möchten. Daß Du bei Aufstellung des Plans bei Vorarlberg bleibst, ist gut, aber das gelbe Blut würde ich doch nicht fließen lassen, da durch diesen Ausfall unnötig gewonnener Boden genommen wird. Zwar hat die Feld­kircherin die Bourgeoisie vom Fortschritt zu trennen versucht, aber wer soll über den Witz lachen bei uns? Mein Bedenken ersteht einzig, wie Du wissen könntest und solltest, aus dem Wunsch, daß die Schrift Erfolg haben sollte. Dieser wird ihr auch nicht fehlen, wenn wir bei der heiligen Sache bleiben und die unheiligen Personen so viel als möglich aus dem Spiel lassen. Die Ultras haben ihr Teil, aber daß wir unsere Regierung lieben, hätte ich nicht schreiben können. Die Wahlen machen unseren Herrn viel Arbeit. Feurstein schreibt, in Bezau z. B. sei eine Wahlpredigt gehalten worden. Mich freut, daß nach den letzten Nachrichten Ungarn und Deutsche sich einmal gefunden haben. Mit direkten Wahlen, wenn dann oktroyiert sein sollte, hatte die Regierung die Deutschen doch noch weniger verletzt, da doch jedes Land seine öffentlichen Personen hat.

Ich habe nicht mehr Zeit, es ist Abend, mein Extrabote wartet Schreibe bis zum Freitag, da ich abends den Brief erwarte. Dann mehr. ­Mit Gruß

Felder.

Keine