FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER

lfndenr: 
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4. Februar 1867

Lieber Freund!

Glücklich hergestellt und neu gekräftigt reich ich Dir die Bruderhand. Mutig vorwärts! Wir werden Mut brauchen, denn nun sind wir einstweilen allein, Feurstein ist abgefallen.

Wenigstens geht er nicht mehr offen mit uns. Dein Auftreten gegen Rom hat seine nur schlummernden Bedenken geweckt.

Nun meint er nicht mehr mit uns gehen zu können, doch werde er uns so viel als möglich folgen. Meine bereits gesetzten Gespräche hat er mir zurückgegeben, und ich kann nun damit tun, was ich will. Wenn ich im Land jemand wüßte, der den Verkauf der Schrift übernähme, würde ich sie gleich drucken lassen.

Deine „Klarstellung" nun, die zweite Parteischrift, ist endlich fort, ich bin ihretwegen noch vorgestern abends fünf Uhr, als ich sie durch den Boten von Feurstein zurück erhielt, nach Bezau gerannt und hab sie aus Gründen nach Lindau (Augs­burg) geschickt. Allfällige Aufträge u.d.gl. sind also an Stettner zu richten. Gestern hab ich mit Feurstein verhandelt. Er ist verloren, Dein Wort über die Reichen im Evangelium erfüllt!?

Ich werde Stettner schreiben, daß man die Schrift an die Pfarrer und Redaktionen schickt, weitere Aufträge (Land­tagsabgeordnete) hast Du zu schicken und zu besorgen. Es wird nun bei unserer schlechten Post bald eine mündliche Unterredung nötig werden. Feurstein will bei uns, will mein Freund bleiben, aber nicht in Reih und Glied mitkämpfen. Er verweist dabei auf das Motto von Goethe: Wer nicht vor 3000 Jahren u.s.w. Die ändern Gründe gehören nicht auf das Papier, da es Familienangelegenheiten sind, deren Mitteilung Du mir gern erlassen wirst.

Von den Sonderlingen - die in der Allgemeinen Zeitung schon angesagt sind: Ein Vorarlberger Bauer - hab ich die ersten sechs Druckbogen, vortrefflich ausgestattet, bereits gelesen. Die Geschichte macht sich im Ganzen überraschend gut. Ich werde als Dichter vielleicht mehr für unsere Sache tun können, als mir publizistisch in der Tagespresse wirkend möglich wäre. Ist denn mit Kunz wirklich gar nichts zu machen? Beim Lesen seiner Zeitung denk ich jetzt doch zuweilen, man sollte noch einmal versuchen. Die gewünschten Beifügungen hab ich Deiner Schrift ge­geben, das gelbe Blut gestrichen und erwarte begierig den Erfolg. Die Schrift kann jetzt in Augsburg sein und wird also doch bis 10./11. erscheinen, wenigstens an mir hat's nicht gefehlt und wird nie an mir fehlen, da ich ja gottlob wieder frisch und gesund, nur noch etwas schwach und empfindlich bin. Schreibe sobald als möglich, da ich diese Woche wohl schwerlich kommen werde. Die Rechnung für den Ruf hab ich erhalten. Lebe wohl auf baldiges Wiedersehen. Mit Gruß und Hand­schlag Dein Freund

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