VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
289
3. Februar 1867

Lieber Freund!

Ich muß gestehen, daß Dir u. Deinem Freunde u. Schwager Moosbrugger das, was nach meiner Ansicht nach eigentlich das Haupterforderniß guter Polliticker ist, - klare Übersicht des Ganzen, nicht abgeht, sondern, daß ihr derselben voll­kommen mächtig seid.

Eben stand der Streit, ob ich den Druck der von Dir verfaßten Broschüre fortsetzen solle auf der Tagesordnung, u. ist kaum vor einer Viertelstunde mit - nein entschieden worden, erhalte ich von Dir Deinen Brief, der entschieden Zeugniß davon ablegt, daß Du mich in diesem Streite mit mir selbst in Gedanken begleitet hast. Ich brauche Dir nicht zu erklären, daß dieser Streit nicht aus dem sachlich inhaltlichen von Nr. 2. sondern Nr. 3. hervorgegangen ist. Du weißt es selbst daß ich vom Standpunkte Nr. 3. nie nie unterrichtet war, oder ganz unklare Anhaltspunkte hatte.

Auf eine so gefaßte Angriffnahme der kirchlichen Frage war ich nicht gefaßt und bin mit derselben auch gar nicht einver­standen. Hätte die dritte sich nicht auf die zweite u. erste viel­fach bezogen, so wäre ich nicht in den Fall gekommen, mein einmal gegebenes Wort brechen zu müssen. Nun aber ist dieß nach meiner Ansicht -/: u. auch Du scheinst dieselbe eigent­lich zu theilen :/ dringende Nothwendigkeit geworden. Indessen glaube ich, daß sich die Zweite auch als Dritte behandeln lasse, u. so wäre denn die Sache einigen Zeitver­lust nicht gerechnet abgethan, ich sende Dir daher das Manu­skript beiliegend zurück.

Wie ihr meinet ihr könnet auf diese Art beim Volke Fort­schritte machen kann ich freilich nicht begreifen; aber ich erinnere mich an das Motto der „Dritten" u. deßwegen will ich mich darüber nicht weiter einlassen. Wenn Du nach Bezau kömmst bringe die Sonderlinge mit, u. wenn wir uns auch in politischen Fragen mißverstehen u. uns vor der Hand nicht einigen können, so bleibe doch der Freund des Dir alle­zeit ergebenen Freundes

Josef Feuerstein

NB. Wegen dem Aufgeben, deß Drukes antworte ich auf Fra­gen die an mich ergehen, daß Du das betreffende Schriftstück zurückgefordert.

Keine