AN JOHANN JOSEF FELDER IN BAAR/SCHWEIZ

lfndenr: 
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16. Juli 1856

Theurer Freund

Ich finde mich veranlaßt Dir zu schreiben und in der Eile einen Verweis über Dein langes Ausbleiben zu geben. Ich habe mir vor­genommen, Dir

Alle Welt wartet mit Verlangen auf Dich, auch sollst Du dem Nagler eine neusilberne, u. dem Joh Josef Mosbrugger a messene Uhr Sakuhr mitbringen, alle Deine bekanten lassen Dich grüssen u erwarten Deine baldige Ankunft vorzüglich aber Dein

Ewig

treuer Freund ich habe schreiben

gelernt                                                                Franz Michel Felder lerne Du auch lesen!              

meinen Vorsatz wirst Du verstanden haben bei Deiner Abwesenheit hat sich sehr vieles zugetragen das ich dem Papir nicht anvertrauen darf. Der erste u letzte meiner Wünsche ist daher Deine baldige Ankunft. Die Heuernte das Wichtigste was in diesem Monath die arbeiten­de Menschheit beschäftiget ist vorbei u ich wüßte keine geeigne­tere Zeit einen Ausflug in unser Thal zu machen, jetzt, wo Berg und Thal in üppigem Grün steht u wo man nicht Morgen und Abends die Zeit im Kühstall todtschlagen muß was Du im übrigen von mir zu erwarten hast habe ich Dir bereits geschrieben. Wenn Du als Uhrenrichter auftretten willst, wirst Du Arbeit genug fin­den, Dir das Reisgeld zu verdienen

Wer dieses Lebens Unverstand

Mit Wehmuth will geniesen

Gehe nur nach Schoppernau

U trample mit den füssen

beiliegender [Katerschmus] hoffe ich werde Dir gefallen lebe wohl! schreibe oder komme bald.