AN JOSEF FEUERSTEIN IN BEZAU

lfndenr: 
650
21. Dezember 1868

Lieber Freund!

Heute in aller Eile nur die Meldung daß mir nun auch Bergmann schrieb und vom Schillerverein erzählte, ja mich zur Einreichung einer Bittschrift aufforderte und sie zu befördern und zu unterstüt­zen versprach. Er äußert sich dabei, daß mir Muße zur vollen Entwicklung geschaft werden müsse.

Reich und Arm hat ihm sehr gut gefallen, auch will er bei Hofe sehr günstiges über mich gehört haben, was - nebenbei gesagt ­vielleicht der Grund seines plötzlich erwachten Eifers sein mag. Ich will mich jedoch gern getäuscht haben.

Meine Auffassung des Briefes von Hamm und meine Schlüsse hast du so ziemlich errathen. Laß Du mich einmal frei stehen für die ersten Jahre, dann kann ich vielleicht anderes erringen oder ertrotzen. Der Schillerverein hat aber nur noch bis 69 Wien zu seinem Vorort. Vielleicht waltet dann 5 Jahre wieder ein mir fremder Verwaltungsrath in einer Stadt, in der mir alle Verbindun­gen fehlen. Die von Dir erwähnte Berechnung lag mir daher sehr nahe und ist nicht einmal besonders schlau. Wenn Meßner nach Bregenz geht, soll er ja meinen jungen Schuster nicht vergessen und auch des Schneiders gedenken. Ihr aber gedenket meiner in alter Treue! Wie weit seid ihr mit Reich und Arm? Was macht Lisabeth? Gehst du noch zum Agader. O ich sehe unser frohes Leben wieder vor mir. Die Biografie wächst und wird mit einer Liebe behandelt, die mich zuweilen breit macht. Recht frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr wünscht Dir Margrethen und allen euren Lieben

euer Freund F M Felder

Keine