AN RUDOLF HILDEBRAND

lfndenr: 
544
21. Juni 1868

Liebster Freund!

Auch ich will Dir nur in Eile diese Zeilen schreiben, da ich schon mit dem Zusammenpacken für die Reise, oder viel­mehr mit Ordnen dessen beschäftigt bin, was ich hier zu­rücklassen muß. Deinen Brief samt Einlage hab ich erhalten und in 8 Tagen will ich Dir mündlich für Deine Bemühungen um mich und meine Arbeiten danken. Ich denke nämlich etwa bis Dienstag oder Mit[t]woch nach Bezau, am 2 ten Tag bis Lindau, wo ich bei Stettner bleiben kann, dann bis Mün­chen, wo ich einen Bekannten zu treffen hoffe, einen Bild­hauer, der sich schon auf meine Ankunft zu freuen vorgiebt-: Er ist von Bezau.

Am nächsten Sonntag den 28 d M Abends mit dem Reichen­berger Personenzug denke ich in Leipzig einzutreffen. Sollt ich doch noch früher kommen, so will ich es von Reichenberg aus melden. Es ist möglich daß Du schon Sonnabend einen Blitzbrief von mir bekommst. Am Sonntag komme ich aber auch unangekündet jedenfalls, wenn alles gehörig seine Wege geht. Lieb ist es mir, wenn ich nun selbst eine Corectur meines neuen Werkes lesen kann. Es scheint zu gehen, wenn Hirzel mit dem Drucke gleich beginnen läßt. Über das Ho­norar können wir immer noch sprechen. Ich hab mit meinem Schwager eine schöne Woche erlebt. Der Gute wird mich etwa bis Bregenz begleiten. Auch seine Frau ist bei uns in dem engen Hüttchen zu Hopfreben. Er und Sie lassen Dich freundlich grüßen. Ich werde in Leipzig dießmal auch einen guten Bekannten treffen, mit dem ich schon frohe Stunden hatte, als ich vor einem Jahr im Schrök­ken auf Dich wartete.

Doch genug des Geplauders damit der Brief nicht zu spät zum Bothen kommt. Dem Klub, allen Freunden und beson­ders den lieben Deinigen herzlichsten Gruß. Auf ein recht glückliches Wiedersehen freut sich Dein

Franz M Felder

Keine