VON ANSELM ALBRECHT AUS SCHOPPERNAU AN FRANZ MICHAEL FELDER IN BLUDENZ

lfndenr: 
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20. Mai 1867

Lieber Freund!

Heute Mittag erhielt ich Dein Schreiben v. 16. d.M. ich beeile mich Dir mitzutheilen was ich weiß, damit die morgige Post Dir meine Antwort ungesäumt zutrage.

Ich vermisse Deine Gegenwart sehr, schon wegen der vor Deiner Abreise vorgefallenen Vorgänge. Die Aufregung hat sich wieder etwas gelegt, doch der Gedanke an die schnöde Behandlung, wie sie wir in letzter Zeit erfahren haben, läßt das Zutrauen u. die Zuneigung zu unserer geistlichen Behörde nicht aufkommen.

Ich habe mit Pfr. Rüscher seit jenem merkwürdigen Tage nicht mehr Gelegenheit bekommen zu reden, gestern begeg­nete er mir, ein ganz kurzer Guten Abend! war das ganze Gespräch.

Ebenso verhält sich Rüscher gegen Altvorsteher. Als wir drei an jenem Dir bekannten Tage im Pfarrhofe waren, hatte Alt­vorsteher im Eifer nicht bemerkt, daß Rüscher uns aufforderte fortzupacken, seitdem ich ihm diese von ihm unbemerkte Rede ergänzte ist er sehr gereizt gegen die Schwk - wie er sich ausdrückte. Nun noch zu Deinen Fragen.

Pfr. Rüscher hat die in der Landeszeitung enthaltene Erklärung nicht nur gelesen sondern auch mehrere Stellen unterstrichen mit jedesmaliger Randbemerkung, so z. B. als in der Erklärung die Stelle vorkam: „Ich will mit Veröffentlichung von That­sachen zurückhalten, die an barbarische Zeiten erinnern" machte Rüscher ein großmächtiges oho! dazu. Dann wieder als es hieß: „wünsche aber die Aufmerksamkeit des bischöf­lichen Ordinariats u. der kk. Staatsanwaltschaft" kam die Bemerkung: ganz recht/ endlich hieß es in der Erklärung: „daß Du Dich wegen Gefährdung Deiner Person Dich aus dem Bregenzerwald zu enfernen für gut fandest" bemerkte Rüscher: fällt Niemanden ein!

Dieses sind die weisheitlichen Randglossen u. bedeuten 0. ­Als Freund verzeihst Du mir etwa einen Gedankenstrich. Gestern Abends kam ich mit Altvorsteher noch zu sprechen, er erzählte mir, daß gestern Nachmittag Pfr. Rüscher u. Dr Dünser in der Krone waren, er sei nur so aus Neugirde auch dahin, als er in die Stube kam haben die zwei Herren eben die in der L Zeitung enthaltene Erklärung verhandelt, er habe sehr gut bemerkt, daß Pfr. Rüscher diese Erklärung sehr im Magen liege, er war ungemein gereizt, u. habe unter anderem gesagt, daß wenn er glauben müßte, der Inhalt der genannten Erklärung wäre auf ihn gemünzt, so würde er dem - dem ­(ich kann den Namen nicht wiedergeben.) auch etwas erwie­dern, vermuthlich würde er den Bannfluch über den Verfasser der Erklärung ausgesprochen haben, wie er dem Korado Buben gedroht hat, was Du aber schon weißt. ­Dr. Dünser habe darauf erwiedert: der Inhalt sei nicht auf ihn ./. Rüscher ./. gemünzt, sondern auf den Kapaziner P. Beda. Wer es glaubt, glaubt es, ich nicht.

Übrigens höre ich von den Schoppernauern nicht viel von dieser Sache reden, nur Tirolerhannesle soll seine Äußerung gegen Dich bereuen u. gesagt haben er werde abbitten, nun diese Person ist auch nicht viel mehr als eine 0. Ich will nun aufhören von diesen kleinlichen, gehässigen u. neidischen Dingen zu schreiben, solche Personen die diese Sprache führen sind nicht des Andenkens werth. Mich würde, wenn Du unser Dorf verlassen würdest sehr schmerzen, ich erkenne es, daß für Deine Thätigkeit draußen im Reiche der geeignetere Platz wäre, doch ich hoffe zuver­sichtlich Du werdest uns nicht verlassen komme recht bald wieder in unsere Mitte.

Sehr nothwendig wäre es gewesen, wenn Du am Rechnungs­tag der Viehassekuranz dagewesen wärest.

Wann ich wüßte daß Du 14 Tage noch nicht kommen wür­dest ich würde Dir noch einmal schreiben, ich hätte noch etwas zu sagen, doch das Papir kann es nicht mehr faßen. Ich u. die Meinigen grüßen Dich, auch einen Gruß an Deinen Schwager Adjunkt Moosbr. Dein Freund

Anselm Albrecht

Keine