VON ENGELBERT KESSLER AUS WIEN

lfndenr: 
398
30. Juli 1867

Verehrter Landsmann!

Bergmann ist bereits abgereiset u. werden Sie ihn in Hüttisau treffen.

Dr Hildebrandt- Ihr Freund u. Gönner- besitzt ein Verdienst nicht blos um Sie, auch um Vorarlberg, dem er durch die Ein­führung Ihres Namens in die deutsche Literatur einen Dienst erwiesen.

Ich bitte mir diesen Mann aus ganzer Seele zu grüßen u. ihm zu sagen, daß ich mich freuen würde, seine ausgezeichnete Bekanntschaft zu machen.

Weßhalb ich in Mitten dringender Geschäfte mich veranlaßt finde Ihre liebwarmen Zeilen sogleich u. daher kurz zu beantworten, hat zunächst den Zweck, Sie zu bitten, mit Ihre Gei­stesprodukte nicht vorenthalten zu wollen - wenigstens mich in Kenntniß zu setzen, wo etwas erschienen. Wenn aber immer thunlich, mir etwas zu schicken, namentlich jetzt, wo ich mit einem Plane für Sie umgehe - daher sehr gerne den Artikel: „Zwei Geburtstage eines Bäuerleins" lesen möchte. Ebenso intressirt mich die zeitgemäße Idee der Gründung einer Käshandlungsgesellschaft.

Wollen Sie mir doch auch gefälligst mittheilen, wie lange H Dr Hildebrandt im Walde zu verweilen gedenkt? Stehen Sie nicht mit Auerbach in Korrespondenz? Das nächste mal mehr - wo möglichst recht viel. Wie gehts H. Dr Feuerstein?

Führen Sie H. Dr. Hildebrandt auch ins Walserthal. Erweisen Sie mir diesen Gefallen. Herzlich grüßend Ihr ergeb.

Eng Keßler

Keine