VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU AN FRANZ MICHAEL FELDER IN BLUDENZ [FRAGMENT]

lfndenr: 
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1. August 1867

Lieber Freund!

Wie wir verabredet, so theile ich Dir mit, daß ich mich ent­schlossen Deine u. des Dr. Hildebrandt gemachte freund­schaftliche Einladung zur Reise nach Leipzig nicht anzuneh­men, obwohl ich diesen Antrag im Herzen sonst mit tausend Freuden angenommen hätte. Die Gesellschaft des Hr. Dr., dessen Wesen mich ganz für ihn eingenommen hat, dann der Genuß mit Dir die Eindrücke von allem was Jahrtausende geschaffen theilen zu können, das waren reizende Versuchun­gen. Auf der anderen Seite aber war der Gedanke - /: Wir sprechen allezeit offen mit einander:/ entscheidend, daß ich doch nicht eine solche Summe Geldes, wie sie diese Reise kosten würde, zu meinem Vergnügen ausgeben dürfe, das sei meinen jetzigen Vermögensverhältnissen nicht angemessen. Zudem wäre ich, wenn ich in Leipzig in Gesellschaft gezogen worden wäre, immer wie auf Kohlen gewesen. Also recht glückliche Reise, u. wenn Du zurückkömmst mußt Du mir von allem erzählen.

Gestern war ich bei der Tafel des Hochw. Bischofs; sie war eigentlich nicht interessant, denn er erzählte immer, so daß sonst gar Niemand zu Wort kam. Bei der Tafel waren außer den geistl. Herrn der Hr. Bezirksvorsteher u. Dr. Leit[n]er. Nach der Tafel verfügte sich der Bischof noch ins obere Zimmer zum Vorbereiten auf die Abreise, der Hr. Bezirksvorsteher benützte diese Zeit um den zurückgebliebenen geistl. Herrn mitzutheilen, daß die Untersuchungssache Felders zu gar nichts führe, u. daß namentlich die letzten Zeugen die Felder berufen, gar nicht Stand gehalten. Indessen kam der Bischof zurück, u. Hr. Bezirksvorsteher sagte, daß man eben von Fel­ders Angelegenheit gesprochen habe. Hochw. Bischof fing hierauf gleich von der Klarstellung an zu reden, u. sagte er habe dieselbe studirt u. das Ergebniß sey gewesen: Klarstel­lung - Sillabus - Sillabus - Klarstellung - Klarstellung - Silla­bus. Das heiße entweder man sei Katholik u. verwerfe die Klarstellung oder man trette der Klarstellung bei u. höre auf Katholik zu sein. Er kam noch auf das Vorarlberger Volksblatt zu sprechen, u. sagte daß man ihm Artikel zur Prüffung vor­gelegt, daß er diese Prüffung aber zurückgewiesen, daß er also mit dem Volksblatt sich nicht eingelassen habe u. auch mehrere Artickel desselben nicht billige. Mittlerweilen mußte man abreisen bevor man noch vom Fel­der sprechen konnte u. Hr. Bezirksvorsteher küßte der fürst­bisch. Gnaden herzlich die Hand. Ich zweifle nicht, daß nicht der Gdevorsteher v. Schoppernau wirt vorgeladen werden u. bin begirig auf das Resultat der Verhandlung, hoffentlich wird er fest auftretten, es kömmt hierauf sehr viel an.

Ich war auch nicht am Schwarzenberg wegen schlechten Wet­ters, jedoch war Kaufmann draußen, und hat mit Feurstein geredet, der selbst einen neuen Entwurf der Hauptgrundsätze gemacht habe, jedoch mit Hirschwirth u. Ignaz wegen des Schießens keine Gelegenheit zur Rücksprache hatte. Bis Du wieder von Bludenz kömmst hoffe ich werde ich Dir genaues schreiben können. Es grüßt Dich Dein Freund

Josef Feuerstein Viele Grüße von meiner Frau u. mir an Dr. Hildebrandt

Keine