VON GEORG FLURSTEIN AUS MÜNCHEN

lfndenr: 
576
20. August 1868

Lieber Freund Felder!

Deinen Brief habe ich zwar schon vor mehreren Wochen erhalten u. kam trotz meines guten Willens bis jetzt nicht zum schreiben. Vor allem danke ich Dir für den amtlichen Bericht in Betreff meiner lieben Base; dann kommt erst der geschäftliche Theil nämlich: der Bericht über das beiliegende Hemd welches ich vom Oberkelner im Stachus erhielt, aber dasselbe wurde auf No 10 gefunden, nicht, wie Du angegeben auf No 38 oder 39. Dem Schnitt nach scheint dasselbe schon im Bregenzerwald gemacht worden zu sein, aber die große stimmt nicht mit der Deinigen überein; auch Dein Name ist nicht zu finden darin. Das alles erschwerte meine Funktion als Spediteur u. ich erhielt es auch nur unter der Bedingung, daß, wenn es Dein Eigenthum nicht ist, Du es wieder zurückschicken sollest.

Du bist also schon beim Eintritt ins engere Vaterland als Sieger davongegangen u. hast Dir in Dornbirn wieder neue Freunde erworben, beim guten Bier. Du bemerktest unter ändern Neuigkei­ten in Deinem letzten Brief über das Wühlen der Maulwürfe, daß sie trotz ihren großen Bemühungen nur einen schäbigen Rest gewinnen. Darüber bin ich der Ansicht, daß der Rest allerdings schäbig, aber dabei so zahlreich ist, daß das Wort Rest nicht mehr geeignet scheint diese Brut zu bezeichnen.

Unsere Landsleute haben sich am Tag Deiner Abreise von Mün­chen mit sichtlichem Interesse um Dich näher erkundigt u. freuten sich dann, den Mann von dem sie schon so vieles reden hörten u. theilweise auch gelesen, kennen gelernt zu haben. Auch ein guter Freund von mir, der Hildebrand's Artikel über Dich in der Gartenlaube jüngst gelesen hat schwärmt für das Bäuerlein als Dichter; u. ich bin dabei natürlich stolz darauf von Dir Freund genannt zu werden.

Schreibe mir bald wieder, Stoff könnte villeicht das letzte Wahler­gebniß genug bieten, worauf ich sehr neugierig bin. Grüße mir alle Bekannten schönstens, sowie auch Dein liebes Wible u. ich verbleibe mit vielen Grüßen

Dein aufrichtiger Freund G. Feurstein

Keine