VON JOHANN KASPAR OBERHAUSER AUS SCHOPPERNAU AN FRANZ MICHAEL FELDER IN LEIPZIG

lfndenr: 
557
12. Juli 1868

Lieber Freund!

Deinen Brief vom 6ten d. hab ich gelesen, u. daraus ersehen, daß Du Dich in Leipzig sehr wohl befindest, was mich u. alle Unsrigen von Herzen freut. Wie es scheint bist Du im Geiste auch beim Heuen, aber das geht nicht so gut als Du Dir einbildest, es Regnet alle Nachmittage wenn man das Dürre aufnehmen sollte, da erwüscht es uns dann daß es eine Art hat. Du schreibst, Du müssest in Leipzig viel von den Bregenzerwäldern erzählen. Das scheint mir doch eine Ähnlichkeit mit jener Anektode von den 2 Wäldern im herrschaftlichen Stalle zu haben. Das von den Geistlichen in Au ein Katholisches Kasino gegründet wird, weist Du schon, doch könnte Dier etwas näheres intreßant sein, heute vor 14 Tagen wahr nähmlich die erste Zusammenkunft in der Krone in Au, ich u. Koarado Bub sind auch hinunter um zu sehen wie es da zugeht. Da wahren am „Ministertisch" die 3 Geistlichen von Au Dr. Dünzer u. der Vorsteher von Au als anregende u. leitende Personen gegen­wärtig. DerPfr. Birnbaumer hielteine lange Anrede andieziemlich zahlreiche Versammlung, in welcher er die Nützlichkeit, ja die Notwendigkeit, des zu gründenden Vereins klar u. überzeugend darstelle. Das Program ist gesellige u. bildende Unterhaltung, wissenschaftliche Vorträge gemeinschaftliche Zeitungen zu halten u. eine gemeinsame Bibliotek zu gründen, u. als letzten Endzwek ließ er deutlich heraus leuchten, daß die Kasinobrüder, unter der Fahne des Konservatismus auf dem Wahlfelde, gegen den Liebera­lismuß zu kämpfen haben. In dieser Rede sagte der Pfr. viel Zutreffendes von der Notwendigkeit der Volksbildung u.s.w. Aber die Lieberalen überhaupt nannte er Ante=Katholiken u. den Lieberalismus Ante=Christentum, da kann man sich denken was das für Folgen nach sich zieht, er hätte gründlich erklären sollen, wie er mit seinen Lieberalen verstanden sein wolte, dadurch hätte man die sogenannten Lieberalen in Au und Umgebung wenigstens in religiöser Beziehung nicht um das Vertrauen der Mitbürger gebracht. Doch das ist diesen Herren gleichgültig, sie müssen ja zuerst das Erdreich der Gemeinden auflockern um das Embrio der Zwiespalt hinein zu legen u. nachher, in dem sie zu helfen scheinen, blinde Kämpfer für ihre Parteiintreßen zu gewinnen. Es wurde dann ein profisorisches Comite aus 5 Mitgliedern, nähmlich Herr Pfr Birnbaumer, Herr Kurat Herzog, Herr Kaplan Sieber, Herr Dktr. Dünzer u. Herr Postmeister Gropper gewählt, das die Statuten zu entwerfen hat. Heute ist Statuten Beratung im nähmlichen Lokale. Nach dem dann die Statthaltereibewilligung eingeholt ist, erfolgt die Wahl zum definitifen Vorstande, u. ist der Verein ins Leben getretten. Merkwürdig ist, daß der Verein auf die Grundgesetze fußend, von der Päpstlichen Alocution verdammt u. die bürgerlichen Gesetze der Mitglieder nicht in die Bibliotek aufgenommen werden, noch besprochen werden dürfen, da nach dem schon ausgesprochenen Programme nichts vorkommen darf was gegen die Kirche oder von derselben nicht gebilliget ist. Die Alocution bringt eine große Verwirrung in die Leute. Herr Pfr. Rüscher setzte die Schoppernauer in Spannung, indem er am letzten Sonntage in der Kirche aus Bischof Rudegiers Hirtenbrief sagte, u. ihn wegen seiner Schärfe u. wahrhaft apostolischen Sprache lobte, er sprach die Hofnung aus, am heutigen Sonntage einen Hirtenbrief, über die neuen Gesetze, von unserem Bischof vorlesen zu können, wobei er dann, wenn etwas nicht recht verständlich sein sollte, Gelegenheit haben werde, es recht deut­lich zu Erklären, auf dieses hin erwartete man heute eine rechte Kraft Brühe; aber der, vergleichsweise, gemäßigte Thon, in wel­chem Gaßner Schrieb, legte eine Dämmung auf die polter Saiten u. so steht jetzt der bessere Theil wieder in normalem Zustand. Die Landeszeitung verhält sich sehr Regierungsfreundlich zu der Alocu­tion. Felders Verhandlung in Feldkirch wahr am 8 Juli, er wird Dir das Resultat selbst schreiben. In der Wahlangelegenheit ist noch nichts Öffentliches geschehen. Bär Mari hat am Freitag einen Engel gebohren, welcher heute in geweihte Erde Begraben worden ist. Deine Base Serafina ist gestern auch von Ihrem Leiden erlöst u. in die Wohnung der Seligen aufgenommen worden, deren Leichnam Morgen in der Ahnengruft beigesetzt wird. Sonst ist so viel ich weiß alles beim Alten, schaue nur Du die Herrlichkeiten u. Schönheiten des menschlichen Geistes recht an, damit Du uns wenn Du wieder kommst, recht viel zu erzählen weist u. bringe Reich u. Arm sauber Gedruckt mit nach Hause, damit wir uns an Deinem gelungenen Werke mit Dir erfreuen können. Es grüßen Dich meine Schwestern u. mein Bruder Josef freundlich, Johann Josef Sennet in der Alpe Oberen, und auch unsere Mutter läßt Dich grüßen und von Herzen Dein Freund:

Joh. Kaspar Oberhauser.

Keine