VON JOHANN THOMAS STETTNER AUS LINDAU

lfndenr: 
63
30. November 1862

Geehrtester Herr Felder!

Den Empfang Ihres Werthen vom 16. [dies.] bestätigend, beehre ich mich, Ihnen folgendes zu erwiedern. Wie es scheint haben Sie den Inhalt meines Letzten irrig auf­gefaßt, wenigstens geht das aus Verschiedenem hervor. Erstens waren die von mir gewünschten Abänderungen, welche doch höchst unbedeutend, nur in Folge Ihres ersten Schreibens entstanden, in welchem Sie mich dringend ersuch­ten, Ihnen unverholen meine Meinung über Ihr Erstling'swerk mitzutheilen. Ich schrieb Ihnen darauf, daß mich Ihr „Lebens­bild" sehr angesprochen und eine ächte Dorfgeschichte sei, daß es aber wünschenswerth sei, wenn Sie Ihr Werk noch einmal durchsehen und die verschiedenen Sprachweisen, das Hochdeutsche und den Wälderdialect, consequent trennen würden. Ich will hiermit dem Originellen Ihrer Schilderung des Waldes durchaus nicht zu nahe treten und es gestrichen wissen, sondern ich wollte nur eine abgerundete schöne Form des Ganzen bezwecken.

Sie haben nämlich an verschiedenen Stellen in Ihrem „Lebensbilde" in einem und demselben Satze hochdeutsch u. wälderdeutsch zugleich sich ausgedrückt, ohne wie es überall üblich, den Dialect mit " anzuführen und ihn auf diese Weise nur noch mehr hervorzuheben. Man kann sich als Wälder schon hochdeutsch ausdrücken, ohne dabei denselben in seiner Eigentümlichkeit zu beeinträchtigen. Ich glaube sicher, daß Ihr Werk gewinnen würde, wenn Sie einige kleine Abän­derungen treffen würden, doch überlasse ich dieses natürlich ganz Ihrem Ermessen, denn ich bin weit davon entfernt Ihnen als Autor in irgend einer Weise etwas vorschreiben zu wollen. Was die Orthographie betrifft, so überlasse ich Ihnen, beim Corrigiren des Druckes möglichst verbessern zu wollen, wo es angeht.

Was das Honorar betrifft, so offerire ich Ihnen für die erste Auflage die Summe von fl 100-. Ferner gebe ich Ihnen die Versicherung daß das Buch schön ausgestattet und zu einem billigen Preise abgegeben wird und glaube ich wohl, daß Sie mit allem diesen einverstanden sein werden. Die gewünsch­ten Freiexemplare erhalten Sie ebenfalls. Der beigelegte Brief von Herrn K. Moosbrugger folgt anbei mit Dank zurück.

Indem ich Sie nun freundlichst ersuche, mir Ihren Entschluß unverzüglich mitzutheilen, damit der Druck baldigst bewerk­stelliget werden kann, zeichne mich hochachtungsvoll ergebenst

Joh. Thom. Stettner.

Keine