VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
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14. Februar 1868

Lieber Freund!

Die Wahl ist also vorüber u. ich gratulire zum neuen Amt als Gderath; ich u. du wissen, daß die Funkzionen die mit dieser Stelle verbunden sind von keiner Bedeutung sind, aber es ist eine moralische Genugthung, u. ein Erfolg, der zur Durchführung jeder Idee unumgänglich notwendig ist.

Deine Prottokollsangaben sind jennen Abend, bevor Müller zur Vorsteherwahl nach Schoppernau kam auf dem Bezirksgerichte angekommen. Die Sache ist hier öffentlich bekannt u. macht Aufsehen. Ueberrascht hat mich die Nachricht daß am Tage der Vorsteherwahl zwischen beiden Partheien eine Versöhnungs­Scene stattgefunden habe; diese Nachricht brachte wenn ich nicht irre Herr Müller selbst.

Der Artickel in der Presse ist Herrn Müller einige Tage früher zur Einsicht zugestellt worden worauf er gesagt habe, er gebe auf dieses Geschwätz gar nichts. Nun der Artickel der Feldkircher Zeitung von Schwarzenberg worrin man sein Vorgehen geradezu ungesetzlich nennt, könnte ihn doch etwas stutzig machen; aber er ist ein schlauer Vogel der nicht so leicht in eine Schlinge geht. Ich weiß nicht recht was du mit der Haltung des Volksblattes meinst. Wenn du die Arbeiterfrage meinst, so muß ich sagen daß es mich aneckelt, wenn sich diese Parthei anmaßt, den Anwalt für die Arbeiter zu spielen, ihre Grundsätze nach welchen sie vorgehen sind Absolutismus u. Zwang nach jeder Richtung, die Arbeiter Frage kann nur durch Freiheit gelößt werden. Es ist sehr zweifelhaft ob ich nach Au kommen werde. Mitkommend erhältstdu die PostZeitungen u. 1 Brief, auch schicke ich dir die schon längst zurück behaltenen Ausland Hefte. Mit vielen Grüßen

Dein Freund Jos. Feuerstein

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