VON KARL PRÖLL AUS GRAZ

lfndenr: 
453
1. Januar 1868

Hochgeehrter Herr!

Ihren freundlichen Brief, mit den „Beiträgen aus Vorarlberg", welche mich sehr ansprachen, habe ich dankbar erhalten. Herr Hügel, den ich wegen des Honorars erinnerte, sagte mir, dass er es nächster Tage an Sie übermitteln werde. Er erwartet jeden Tag einige 1000 Th., welche ihn seine Familie in Stettin als Rente berichten muss; denn leider ist unser Unternehmen noch lange nicht auf dem Standpunkte, wo es sich selbst deckt. Wir haben etwa 1500 Abonnes. u. brauchen jetzt mit Stahlstich etc. 2500 zur Deckung selbst bei unseren so kleinen Honoraren. Nun ich verliere den Muth nicht; gilt es doch ein edles Ziel. Noch eine Bitte hätte ich an Sie. Ich habe nämlich die gewiss nicht unlobenswürdige Absicht, unsere besseren deutsch-österreichi­schen u. noch lebenden Schriftsteller dem Publikum in ganz kurzen Abrissen u. vollkommen objektiv vorzuführen. Etwa wie Schneller einmal im Blatte behandelt erschien, mehr bibliografisch als eigent­lich kritisch vermittelt. 2A - 1 Spalte petite weise ich hier als Raum zu. Sie haben sich in kurzer Zeit einen recht schönen Ruf gemacht, der auch wohl verdient ist. Trotzdem sind Sie immer noch mehr in Norddeutschland, als bei uns bekannt. Als Ihre Erzähl, in der Gartenlaube erschien, wusste fast Niemand in ganz Graz auch nur Ihren Namen als den eines Autors, der bereits Ruf gewonnen. Ich halte es daher für Ehrenpflicht, Sie näher dem Publikum zu vermitteln und bitte deshalb um biografische Daten, prägnante Auszüge u. Schlagworte aus Recensionen deutsch. Blätter von Ruf, um Sie, auf diese objektive Art geschildert (sonst wittert man gleich Kamaraderie) dem Publikume noch bekannter zu machen, was doch einigermassen geschieht, in dem wir trotz geringer Abonnent­zahl jetzt wenigstens in keinem erträglichen Leserverein in Oester­reich mehr fehlen. Baldiger Antwort entgegenharrend, hochach­tungsvollst

Karl Pröll

 

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