VON LORENZ MAYER AUS BLUDENZ

lfndenr: 
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25. September 1867

Die Einleitung nicht passend. Wenn es auch im Bregenzer­wald anders gewesen sein sollte, gilt das nicht überall. Ich schwärme nicht für frühere Verhältnisse, die meiner Ansicht nach ungleich schlechter waren.

- Was Sie (Bogen 3, 1. S.) über die franz. Revolution sagen, scheint mir nicht richtig. Sie sagen, die Bougeoisie kam bald wieder oben auf. Es war aber zum erstenmal daß die Besiet­zenden (Bourgeoisie) die Macht des Staates eroberten. Die Kämpfe der damaligen Zeit finden sich in eminenter Weise geschildert in Steins „Geschichte des Sozialismus u. Kommu­nismus in Frankreich". Mit der Berufung auf d. frz. Revolution müssen Sie jedenfalls behutsam zu Werke gehen; denn die Vorurtheile in dieser Richtung sind in Österreich noch zu groß. Übrigens wäre es sehr intressant, wenn die Klassen­scheidung (Auflösung des 3.ten Standes in einen 3. und 4. Stand) in schlagender Weise geschildert würde. Das Material dazu fände sich in Lud. Steins Werke, das ich oben zitiert habe.

Was Sie über die Befähigung der Borgeoisie (im 5. B., S. 2) sagen, halte ich für ganz unrichtig. Humbold[t], Göthe u. Las­salle waren reiche Leute u. noch viele Männer, die bei ihren Forschungen staunenswerte Ausdauer bewiesen haben. Die Ideen über Handel u. Verkehr von Carey möchte ich ganz ausgemerzt wissen.

Die Ansichten für u. gegen das allg. Stimmrecht sollten einan­der schärfer gegenüber gestellt werden. Auf diesen Theil der Arbeit möchte ich  den  Hauptwerth  legen.  Hier sollte das Feuer Lassalle's walten, u. die Ungerechtigkeit der Enterbung der Mehrzahl in den glühendsten Farben geschildertwerden.­Das 3.te Gespräch muß, wie Sie wohl selbst schon sagten, in jenem Theil, der nur lokal ist, ganz umgemodelt werden. Dieses sind in Kürze die Änderungen, die meiner Anschauung nach vorgenommen werden sollten. Es grüßt Sie herzlich Ihr

Ergebenster L. Mayer

Keine