VON MARGARETHA FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
592
1. September 1868

Geehrter Herr Felder!

Ihre heutige traurige Nachricht hat mich tief ergriffen, u. ich kann Sie nur bitten meiner vollen Theilnahme versichert zu sein. Hat mich Gott bisher auch vor ähnlichem Schmerz verschont, kann ich doch ahnen, daß es für ein Herz, welches das seiner Gattin mit so viel Liebe umfaßt, bitterer sein muß überleben, als sterben. Und wohl dem, dem Gott für solche Stunden den Glauben an ein Wiedersehnerhalten hat! Für Engel hat er ja einen schönen Himmel gebaut, welcher das Land der Liebe ist, u. wo uns die Liebe wieder vereint.

Ihr Wible hatte ich in den paar Stunden unsers Zusammenseins liebgewonnen, u. ich hatte mich überzeugt, daß sie Ihrer Liebe vollkommen werth war; um so größer daher mein Bedauern über Ihren Verlust.

Wenn Josef zu Hause wäre, würde ich Sie bitten auf einige Zeit zu uns zu kommen, heißt das, wenn Ihnen so viel Kraft geblieben ist, daß fremder Menschen Theilnahme noch wohlthuend auf Ihr Gemüth wirken kann.

Ich würde sehr gern morgen selbst nach Schoppernau kommen, da aber weder der Josef noch die Magd zu Hause ist, kann ich unmöglich hier abkommen. Bitte mich daher zu entschuldigen. Ich werde hier für die Gute bethen. Ihren Brief hab ich heute schon für Josef auf die Post gegeben, wie sehr wird er mit Ihnen fühlen! Schließlich möcht ich Sie nun noch bitten, sich nicht ganz dem Schmerz zu überlassen, um Ihren Kinderchen doch noch den Vater zu erhalten, der ihnen jetzt doppelt nothwendig ist. Vermelden Sie auch Ihrer guten Mutter meine Condolation, nebst einem freundlichen Gruß. Möge Gott Ihren Schmerz lindern! Dieß wünscht von Herzen

Ihre aufrichtige Freundin Margretha Feuerstein.

Nachtr: Karl trägt mir seine Condolationen auf.

Keine