AN DAS K. K. BEZIRKSAMT BEZAU [ABSCHRIFT]

lfndenr: 
377
4. Juli 1867

Löbliches k k Bezirksamt!

In meiner Angelegenheit habe ich heute folgendes zur Kennt­niß zu bringen und meinen frühern Angaben wegen Bedro­hung meiner Person beizufügen:

Gestern Abends, beiläufig um Vs 8 Uhr, verließ ich in Möllau Herrn Aktuar v Reinhardt und Feuerstein von Bezau, welche mich bis dort hinbegleiteten. Ich gieng alein nach Schnepfau und es war schon ziemlich dunkel als ich dort anlangte. In der letzen Nacht vorher hatte ich schlecht und wenig geschlafen, ich war daher jetzt ungewöhnlich müde. Ich gieng nun in das Haus des Wirths und Handelsmanns Gallus Moos­brugger zu Schnepfau um das Geld für die von mir gelieferte „Wintermilch" in Empfang zu nehmen und gleichzeitig um ein Fuhrwerk wenigstens bis nach Au zu bitten, da ich heute durchaus heim zu kommen versprach und nun mein Ausblei­ben unter den jetzigen Umständen leicht hätte Besorgnisse erregen können.

Herr Gallus Moosbrugger war nicht bei den übrigen Hausge­nossen und Heuern am Tisch inwendig neben der Hausthür. Ich gieng in die Stube, wohin die Wirthin mir auch den ver­langten Wein brachte und die Thüre hinter sich offen ließ, so daß ich und die draußen im sg Vorhaus Essenden uns ver­standen, ohne uns zu sehen. Ich erkundigte mich nach Roß und Wagen.

„Die Rosse sind müd und morgen in aller Frühe müssen sie wieder fort" bemerkte die Wirthin und fügte noch bei, daß man auch keinen passenden Wagen zu Hause hätte. „Das ist mir ärgerlich" sagte ich, denn heute gehe ich wirklich nicht mehr gern durch den langweiligen Wald hinein" „Du brauchst Dir nicht zu fürchten" spottete die Wirthin. „Ich selbst dürfte mir Dir hinein oder", fügte sie, sich an einen draußen beim Tisch wendend bei „oder du könntest ja mit ihm gehen"

„Ich thät ihm grad das Messer in die Brust stoßen" hörte ich eine Männerstimme sagen die mir nicht die eines Kindes vom Hause, sondern eines Knechtes oder Heuers zu sein schien. „Da könnte man sich allenfalls wol fürchten" wendete ich mich wieder an die sichtlich sehr verlegene Wirthin. Während diese den „dummen Kerl" wegen seiner Rede tadelte, und mir wiederholt versicherte, daß mir heute niemand etwas thun werde, leerte ich hastig mein Glas und gieng alein in meine Heimath zurück.

Ich bitte, mich in Kenntniß zu setzen, ob in dieser Thatsache, die ich eidlich zu bestättigen bereit bin, und die auch die Wir­thin und die ändern von dieser zu Nennenden, deren Nahmen mir nicht bekannt sind bestättigen müssen, keine Bedrohung und kein Grund zu weiterem Vorgehen gesehen werde. Es zeichnet sich hochachtungsvoll

Franz Michael Felder

Keine