FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER

lfndenr: 
686
14. März 1869

Lieber Freund!

Seit dem Abgange meines letzten Briefes an Dich bin ich fast immer hier, wo ich mich mehr und mehr daheim fühle. Ich bin nicht müßig, doch werde ich ein anderes Mal mehr von meinen Taten erzählen. Heute will ich nicht von Wollen und Handeln, sondern von Schreiben und Sandeln reden. Der erste Band meiner Selbstbiographie ist fertig. Du erhältst ihn mit der Bitte, ihn aufmerksam durchzulesen, gefundene Schreibfehler zu verbessern und mir sobald als möglich Dein Urteil über das Ganze zukommen zu lassen. Du wirst das Ganze mit viel - ja vielleicht nur mit zu vieler Liebe und Hingebung ausgearbeitet finden. Vergiß nicht, in welcher schweren Zeit es entstand und [wie es] mir zum festen Punkte war, an dem ich mich zu halten suchte. Wenn Du das Werk gelesen und mir darüber geschrieben hast, komme ich hinauf, und dann können wir über die Ver­öffentlichung und sonst noch über vieles sprechen. Im hiesigen Leseverein hab ich vorletzten Sonntag eine größere Rede gehalten. Ich sprach über die Art, wie jedes Buch, besonders schöne Werke mit bleibendem Nutzen zu lesen seien, und erntete genug Beifall. Hier ist nun ein Punkt geschaffen, von dem aus man aufs Ganze wirken kann. Möch­test nicht auch Du einer der Unsern sein und einmal eine Rede halten?

Wir müssen noch von der Sache sprechen. Jetzt sind wir für [die] Errichtung eines landwirtschaftlichen Zweigvereins tätig und tragen schon den Gedanken an eine kleine Versuchsstation in uns herum. Ich habe soeben einen Aufruf ausgearbeitet, den Du in Briefform erhalten sollst. Ich muß schließen, denn ich will heute noch heim.

Mit Gruß und Handschlag

Dein Freund                                                          F. M. Felder

Keine