FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER
Wie sehr das Lisele „der Welt am Rücken" aus dem Zeug gekommen, beweist der Umstand, daß es diesen Brief hinten auf dem Blatt angefangen. Geld brauchst Du keines zu schicken, denn es geht in die Wirtshäuser und zahlt nicht - aus Vergeßlichkeit - natürlich. Wer's nicht glaubt, mag im Hopfrebenerbad nachfragen. Herr Ober hätte der Beamtenfrau einen Spuk machen können, dieser „nobeln Durchbrennerin", wenn nicht als rettender Engel mit zwei papierenen 10 Kr. Flügeln mein Wible dazu oder vielmehr hintennach gekommen wäre. Weitere Unfälle hab ich nicht zu berichten.
Mit Heuen werde ich morgen fertig, am Freitag geht's nach Jemal (Hopfreben) und das Lisele geht mit, und Du? Deinen Bericht hab ich an Jakob gesendet. Wie gefällt Dir Westermanns Monatsheft? Nächstens werde ich Dir die ,Revue' schicken, die einige interessante Artikel enthält. (Lassalle, Siebenbürgen, Varnhagen, Thackeray u. a. m.)
Schreibe bald wieder, denn das Wible (Deins) hat von mir den Briefhunger geerbt. Es muß wohl so etwas in der Luft liegen. Mir war es immer lieb, wenn Du mir fleißig schreiben wolltest.
Nächste Woche geht's an die Sonderlinge, Kap. 4 - Viele Köpfe, viele Sinne.
Nächstens mehr, denn die Zeit drängt.
Mit freundschaftlichem Gruß Dein
F. M. Felder