AN JOHANN JOSEF FELDER IN ARCACHON

lfndenr: 
236
9. Oktober 1866

Lieber Freund!

Seit meinem letzten Schreiben, auf welches ich eine Antwort mit Sehnsucht erwartete, hat sich der Zustand Deines Vaters von Tag zu Tag verschlimmert Darnahls konnte er noch in sein geliebtes Hopfreben gehen, die vorige Wochen aber mußte er heraus getra­gen werden. Samstag wurde er mit den Sterbsakramenten verse­hen, und theilte mir seinen letzten Willen mit indem er mir Deine nun verlassene Schwester anbefahl. Gestern Nachmittags ist er gestorben. Er ruhe in Frieden!

Ich weiß, wie weh Dir diese Nachricht, die Dir gewiß uner­wartet kommt jetzt thun muß und ich bin froh, Dir mittheilen zu können, daß er mit väterlicher Besorgniß von Dir redete und Dir nur Gutes wünschte.

Du wirst mir dieses glauben wenn ich Dir sage, daß sein letzter Wille die Schwester nicht anders bevorzugte, als wie es schon die Gesetze thun. Doch davon mündlich denn Du wirst nun wol in Dein Haus kommen?

Der Vater hat Dir und der Schwester ein hübsches Anwesen hinterlassen hat für euch gesorgt und gespart bis zur letzten Stunde, möget ihr das Erworbene friedlich und froh genießen.

Ich habe mit der Schwester verabredet, alles beim Alten zu las­sen bis Du kommst und Deine Wünsche und Entschlüsse mit­theilst. Es wäre uns natürlich am liebsten, wenn Du das Haus anstellen und da bleiben wolltest damit das nicht in fremde Hände käme, was den theuren Geschiedenen so viele Sorgen und Mühen kostete.

Gewis hätte Deine Schwester, die noch so oft und gern von Dir spricht, Dir selbst geschrieben und Dich zu kommen gebethen wenn Sie noch schreiben könnte.

Sie hat jetzt niemand mehr als mich und Dich bis Du kommst, was hoffentlich bald geschehen wird, da ja Dein Vetter Hans nöti­genfall für Dich wird haften könen. Sollte jedoch das nicht der Fall sein so schreibe so schnell als möglich denn es muß noch diesen Herbst manches geordnet werden. So z B würde Mariann die 7 schönen Kühe verkaufen, wenn du sie nicht anstellen möch­test, nun so wäre noch viel Dringendes. Du wirst also bald an mich schreiben auch wenn Du zu kommen entschlossen bist. Ich hätte Dir noch viel zu schreiben wenn ich nicht zuversicht­lich hoffte, Dich bald sprechen zu können. Einstweilen werden wir hier alles gewissenhaft verwalten. Die nötigen Auslagen bestreiten und das Geld dazu nehmen wo wir es finden Das Boldo Maike bleibt einstweilen als magd.

Morgen wird Dein Vater begraben und ich werde Deinen Platz dabei vertretten wie in Deinem Hause wo es jetzt so manches zu besorgen gibt.

Hoffentlich wirst Du mir [den] bald abnehmen den du kennst Deine Bruderpflichen gut genug

Wenn Du auch Deinen Vater verloren es ist noch einer hier der Dich herzlich liebt und der ist Dein Freund

Franz Michael Felder

 

Nachschrift

Ich hoffe und wünsche, daß nun die Zeit der Mißverständnisse vorüber sei, auch Deine Schwester ist diese Hoffnung der einzige Trost. Sie wie auch die Meinen und alle Deine Freunde wünschen Dich bald zu sehen. Briefe sind an mich zu adressiren. Es wäre Dein Schaden wenn Du nicht bald schreibest. Doch das weißt Du selbst so gut als ich.

Meine Frau und die Mutter und die Basen lassen Dich grüssen, Lebe Wol,

Näbis

Keine