AN KASPAR MOOSBRUGGER IN BLUDENZ [ENTWURF]

lfndenr: 
678
27. Februar 1869

Lieber Freund!

Ich möchte Dir dießmal einen ziemlich langen Brief zukommen lassen, aber ein Unwohlsein, wie es fast jedes Jahr um diese Zeit sich einstellt, dürfte mich früher ermüden lassen. Anfangen aber will ich doch und sehen wie es geht. Dein Urtheil über meine letzte Arbeit, die Dir besser gefällt als ihr Held, habe ich mit Interesse gelesen. Ich habe schon in meiner Arbeit bedauert und bedaure mit Dir nochmahls, daß ich eigentlich nach dem Tode des Vaters und bis zum Schluß des ersten Theiles allein stand mit meinen Gedan­ken und nur durch kleine Erlebnisse geistig bereichert wurde. Der Segen eines warmen Famillienlebens ist auch schmerzlich genug gelebt, besonders in den letzten Kapiteln wo ich mehr mit den Deinen verkehrte. Ich könnte manche Stelle dafür anführen, kürzere und längere. So glaube ich euch gerecht geworden zu sein, mir aber war ich gerecht, indem ich mich auch gab wie ich war, als Gesichts und Gedankenmenschen. Ich halte so eine Schilderung dieser Richtung, wie die Richtung selbst, wenigstens für berechti­get, hielte ich sie aber für unberechtigt so würde ich darum doch meine Vergangenheit meine Vergangenheit nennen müssen. Daß ich mich besonders hoch stellte, kann man wohl nicht sagen, ich zeigte vielmehr zuweilen recht anschaulich, wie der Gedanke bettelarm wurde, und ich mich an Greifbares halten mußte, z. B. wo ich als Bischer nach Lindau reiste.

Keine