VON JOHANN GEORG LUGER AUS DORNBIRN

lfndenr: 
679
28. Februar 1869

Vielgeehrter Freund!

Ihr werthes Schreiben vom 1 Februar ds. Monats habe ich sammt dem halben Lehrlohn 30 fl sage dreißig Gulden richtig an dem­selben Tage noch erhalten.

Ihre Frage wie es wäre, wenn Ihr Mündung Soldat werden müßte, während der Lehrzeit, bin ich wircklich nicht im Stande dieselbe ausführlich zu beantworten. Was mich anbetrift, so gebe ich mich der Hoffnung hin, wenn er das Unglück haben sollte, Ihren Wünschen u. Anforderungen dann gewiß entsprechen zu können. Ich glaube es ist jetzt schwer darüber zu bestimmen, weil wir nicht wissen, in welchem Jahre er das ungünstige Los ziehen könnte; denn auf diese Umstände würden wir Rücksicht nehmen müs­sen.

Mit Zufriedenheit kann ich Ihnen melden, daß er die ersten Handgriffe ziemlich leicht auffaßt.

Die Genossenschaffts-Blätter, Schriften über Vorschuß u. Kredit­vereine u. die sämmtlichen Jahresberichte von 1859-1865 über Genossenschaftswesen von Schulze-Delitsch habe ich bereits erhalten; die Innung der Zukunft sind aber die Genossenschaffts­Blätter.

Sie sagten in Ihrem Briefe bezüglich Lasalle: „Sie würden ein anderes Urtheil über ihn gewinnen, als in den von der Kapitalmacht getragenen Zeitungen". Ich habe über denselben gar kein Urtheil, denn ich kenne ihn nur dem Namen nach; es wäre mit sehr erwünscht, denselben neben Schulze-Delitsch lesen zu können; u. bitte Sie daher freundlichst mir einiges zu bezeichnen u. wie ich dahin gelangen könnte.

Ferner hab ich noch die freudige Mittheilung zu machen, daß die Bürgermeisterwahl unter Seufzen u. Wehklagen einer gewissen Partei vor sich gegangen u. unser braver thatkräftiger Dr. Waibel als Bürgermeister gewählt worden.

Leider habe ich zu wenig Zeit, um Ihnen über die interessante Wahl mehr mitzutheilen, da ich zu starck vom Turnverein in Anspruch genommen bin mit der Leitung u. Organisirung eines Schau­turnens. Es wird wahrscheinlich Mitte Aprill abgehalten werden, u. es würde uns sehr freuen, wenn Sie Sich an dem gewiß „schönen" Feste einfinden würden.

In der Hoffnung einer baldigen Antwort grüßt Sie vielmal herzlich

Ihr

ergebenster Freund Joh. G. Luger

Keine