KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
106
4. Januar 1864

Lieber Freund!

Soeben erhalte ich einen datumlosen Brief von Dir mit des Herrn Bergmann dem seinen. Es wundert mich, daß Du meinen Brief vom 24. Dez. noch nicht erhalten hast. Doch wenn er auch hin ist, ist nicht viel hin. Ich hab Dir in Eile einige Zeilen geschrieben und darunter auch, was der Vonbun von Deinem Werkl gesagt hat. Du wirst mir erlauben, ihm des Bergmanns Brief zu zeigen. Er ist nämlich ganz begeistert für den edlen Bergmann und wird sich freuen, daß Du diesem ersten Mann Vorarlbergs so viel Vergnügen gemacht hast. ­Es ist mir sehr angenehm, daß ich Dir auch einmal mit etwas dienen kann. Ich habe gerade nicht mehr bei Händen, als die beiliegenden 50 Fl. ö. W., und ich erbitte mir von Dir das nächstemal eine freiere Sprache, denn aus Deinem letzten Brief habe ich das wirklich nicht herausgelesen, sonst hätte ich Dir schon lang und mehr geschickt. Die beiliegenden zwei Taler sind das Neujahr für Deine zwei Buben. - Ich danke Dir für Deine Glückwünsche und erwidere sie. Meine Theres hat Deinen treffenden Witz gleich verstanden. Auch sie wünscht Euch alles Gute. Ich lese jetzt, wenn ich ein bißchen Zeit habe, den Lassalle, ich lerne viel von ihm. Ich habe aber auch viel Kanzleiarbeit und muß jetzt wieder abbrechen und eine In­quisition vornehmen. Mit Gruß Dein Freund

K. Moosbrugger.

 

Schruns, 5. Jänner 1864

— Meine Räubergeschichte gab Stoff zu einer dichterischen Arbeit. Ich steckte mich hinter seine Geliebte, die erzählte ohne Arg von seinem Geld und Treiben. Das war mir genug. Es handelte sich also darum, ihn vollkommen zu überraschen. Dies gelang mir in der Art, daß ich schon unmittelbar vor ihm stand, als er mich nur gewahrte, ja nur wußte, daß man einen Verdacht gegen ihn hege. Ich hatte also den Mann und was für den Beweis des Raubes die Hauptsache war, auch die geraubten Gelder und Effekten. Geld war über 240 Franken in Gold und Silber. Also wieder zur Inquisition. Mit Gruß Dein Freund

K. Moosbrugger