KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
245
1. November 1866

Lieber Freund!

Heute ist der 1. und noch ist von Lindau nichts gekommen. Der Spießbürger Stettner wird die Schriften jemandem zur Beurteilung gegeben und Anstände gefunden haben. Die Sache muß aber vorwärts gehen, es ist höchste Zeit. In Prag wird ein neues System ausgeschmiedet, das keine Kopie von unserem ist. Ich halte dafür, daß wir uns hören lassen müssen, denn es wäre gar zu traurig, wenn in dem weiten, großen Österreich gar niemand vor der Katastrophe gewarnt und den Weg der Hilfe gezeigt hätte. Ich meine, es wäre das Beste, wenn Du selbst nach Lindau gingest und dort oder in St. Gallen die Sache zum Abschluß brächtest. Die Reise­kosten sind natürlich unsere Kosten. Derlei Dinge müssen zur rechten Zeit vortreten, sonst sind sie totgeboren. Also vor­wärts! - Ich will Dir die Namen der Landtagsabgeordneten hersetzen, damit [Du] sie gleich angeben kannst. Die Korrektur kannst Du auch gleich an Ort und Stelle vor­nehmen, denn Du sollst nicht weichen, bis der Satz zu­sammengestellt ist.

[Folgen Namen der Landtagsabgeordneten:]

Stemmer, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Schruns

Wächter, Alt-Vorsteher und Landtagsabgeordneter

int Dalaas

Dr. Bickel, Advokat und Landtagsabgeordneter in Bludenz Bertel, Handelsmann und Landtagsabgeordneter

in Thüringen

Ganahl Karl, Fabrikant und Landtagsabgeordneter in Feldkirch Wohlwend, Privatier und Landtagsabgeordneter in Feldkirch Amberg, Bischof in Feldkirch

Spieler, Postmeister und Landtagsabgeordneter in Hohenems Ender, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Koblach

Rhomberg Wilhelm, Landtagsabgeordneter in Dornbirn Schneider, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Höchst Schwärzler, Fabrikant und Landtagsabgeordneter

in Schwarzach

Seyffertitz, Privatier und Landtagsabgeordneter in Bregenz Froschauer, Landeshauptmann in Bregenz Feurstein, Alt-Vorsteher und Landtagsabgeordneter

in Schwarzenberg

Egender, Privatier und Landtagsabgeordneter in Bezau Schädler, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Sulzberg Bertschier, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Altenstadt

Der Adjunkt Riedel hat resigniert, und es wird nun hier neugewählt. Einer fällt mir nicht ein. -

Die Diarrhöe hat sich in der Au noch verloren, und bis ich heim kam, d. i. letzten Samstag abends, war ich wieder gut beim Zeug. -

Der  Feurstein  in  Bezau  kommt mir vor wie jener  reiche lüngling, der zu den Worten Anlaß gab: Wahrlich, leichter schlieft ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher das Himmelreich an sich zieht. Ich halte ihn durchaus nicht für gewonnen. Die Annehmlichkeiten und Vorzüge des Be­sitzes haben bereits seiner Seele Merkmale angeklebt, die Du wohl nicht auslöschen kannst. ­Mit tausend freundlichen Grüßen Dein Freund

K. Moosbrugger 

Diesen Brief kannst dem Feurstein zeigen. 

Keine