KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
415
25. September 1867

Lieber Freund!

Anliegend schicke ich Dir die endlich rückeroberten Ge­spräche samt den hiezu gemachten Bemerkungen des Mayer. Ich bin mit letzteren einverstanden und zweifle nicht, daß Du die wünschenswerten Änderungen besser machst, als wir Dir selbe bezeichnen können. Den Ludwig Stein wird man sicher antiquarisch bekommen, aber Du kannst auch in ändern Büchern das Nötigste finden. Eines hat Mayer zu bemerken vergessen: Es soll hervorgehoben werden, daß das allgemeine Wahlrecht bereits in der Schweiz, in Frankreich, wo allerdings mißbräuchlich, annähernd in Ungarn und Italien und insbe­sonders auch in Deutschland, daher rings um uns herum gilt und in Anwendung ist und daß die mächtige Reformliga in England dasselbe auch dort durchzusetzen sich die Aufgabe gestellt hat. Auch in Nordamerika hat es Anwendung, und nur wir Deutschösterreicher sollen unter den Kulturvölkern von dieser Segnung der Zivilisation ausgeschlossen sein. In Süd­deutschland steht dessen Einführung in nächster Zeit bevor. -

Mayer ist übrigens über die Arbeit und unser Unternehmen erfreut und verspricht sich merklichen Erfolg. Wenn Du die Arbeit fertig hast, schicke sie unmittelbar dem Mayer zu, der dann weiter sorgen wird. Etwa hundert Exemplare wird er an seine Bekanntschaften und hieher schicken, für die dann nichts einginge. - Wir haben hier wieder einige interessante Lassalle-Abende gehabt. Einmal war auch Professor Nachbauer von Feldkirch hier, der sich ebenfalls als Lassalleaner gezeigt hat. - Mayer reist heute wieder nach Wien. - Wie stehen die Aktien im Bregenzerwald? Wenn Du mir schreibst, was ich bald hoffe, schicke mir auch den Brief von Bruder Jakob mit der Rechnung. Mit Gruß und Handschlag

Dein Freund K. Moosbrugger

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