AN RUDOLF HILDEBRAND

lfndenr: 
316
17. April 1867

Liebster Freund!

In der Freude über Ihren letzten Brief und besonders über die Nachricht, daß Sie nun ganz bestimmt zu kommen ge­denken, hab ich Ihnen die gebeichtete Sünde verziehen. Die Buße werden Sie erleben, wenn Sie in mir einen ändern und vielleicht keinen Bessern finden, als Sie schilderten. Ja für den Artikel wärs doch gut gewesen, wenn Sie zuerst einige Wochen hier neben mir gelebt hätten. Doch sie haben meine Sonderlinge, dieses Stück von meinem Ich und wer­den daraus gesehen haben, daß nicht nur die Gartenlaube es war, die mich zog; daß ich auch meinen Landsleuten und sogar meinen Gegnern viel zu danken habe. Erst in den letz­ten Tagen hat mir der Buchhändler No 10 zugeschickt und nicht ohne Staunen hab ich von mir gelesen, daß die Garten­laube mein A und mein O gewesen was denn doch zu viel gesagt ist. Nun - das wird schon noch berichtigt werden! Den Tannberger Aufsatz fand Keil wol zu lang, aber er hätte mir schreiben, oder doch die Nummer der Europa zuschicken sollen. Ich möchte ihn darum und um Ihren Artikel möchte ich ihn bitten.

Dem letzteren sehe ich nicht ohne Bangen entgegen. Es ist mir bang, so wie ich bin und noch bänger, etwas anders auf­geführt zu werden. Mit dem Spruch, Klimpern gehört zum Handwerk, hab ich mich noch nie recht versöhnen können und stimme daher freudig ein in Ihre Klagen übers Publikum und über die Verleger. Freudig klagen? Ja lieber Freund, man findet einen Trost darin, einem lieben Menschen, der ein mitfühlendes Herz hat, von seinen Leiden zu erzählen wenn man sich verstanden sieht. Schon im vorletzten Brief hab ich geklagt über die Gemeinheit der Gegner; im Kampf gegen diese sah ich schon manchen untergehen, wenn die gegen ihn gebrauchten Waffen seinen Zorn und seine Leidenschaft­lichkeit weckten. Ich habe, so viel ich weiß, Versinken geschrieben, hätte aber auch sagen können, wieder ein Sonder­ling werden. Ich mußte mehr Platz bekommen als ich hier hatte. Nur der Umgang mit Gleichstrebenden, und dichte­risches Schaffen vermag mein leicht erregbares Wesen in jedem Sturm zu beruhigen. Während ich die Sonderlinge schrieb, gab es Wochen, wo ich alles wegwerfen wollte, der erste Theil hat mich fast krank gemacht, denn ich lebe mich noch mehr in alles hinein als man in meinem Alter es sollte. Ich war mit dem Roman erst nach seiner Vollendung im Ent­wurf so zufrieden, daß ich mich an Sie zu wenden wagte. Erst da stand ich wieder ob meinen Helden während ihrem Wachsen hatte ich mit ihnen gelitten, gestritten und gerun­gen. Auch mit der jetzigen Arbeit gehts mir so. Ich ringe mit den Helden nach dem mir selbst noch ziemlich unbekannten Schluß, der daher wieder kein zufälliger, sondern ein aus ihrer Eigenart herausgewachsener sein wird. Scheffels Brief hab ich lang überdacht. Ich sende Ihnen denselben mit herz­lichem Dank und meiner Meinung zurück: Er wird die Son­derlinge nicht mehr so naiv, dafür etwas belebter finden, viel­leicht den Dichter tadeln, daß er seinen Standpunkt schein­bar ganz verließ. Ewas mehr Leben aber finde ich denn aber doch auf meinem Schauplatz und ich glaube, es ist nur mein Fehler, wenn ich unsrem Volksleben auch nur hier im Wald nicht noch manche interessante Seite abgewinnen werde. Der Brief hat uns recht gefreut und ich habe beherzigens­werthe Wahrheiten darin gefunden, daher eine Abschrift zu­rükbehalten. Baron Seifertitz ist mir eine bekannte Persön­lichkeit, obwol ich ihn noch nie sah. Er ist neben Feuerstein auf den Landtag gewählt und wird von den Geistlichen offen und heimlich angefeindet. Das wenigstens haben ich und er gemein.

Seite 60 finde ich keinen Fehler. Mariann giebt Franzen Bee­ren und redet nebenbei mit oder eigentlich zu den sie um­gebenden Thieren. Es macht mich glücklich, daß eine Gesell­schaft sich mit meiner Schilderung so theilnehmend beschäftigte. Ungemein begierig bin ich und sind auch meine hiesigen Freunde, wie ein Werk im Großen und Ganzen auf­genommen werde, welches so vielen den Krieg erklärt. Ich wünschte wenigstens die Urtheile einiger Blätter zu erhalten, wenn das zu machen wäre, noch bevor ich mein jetziges Werk weiter führe. Die Zeitungen, die ich von Leipzig erhalte pflegen mir - wol durch Stettner nicht besonders schnell ­zugeschickt zu werden. Im ganzen ist mir das gleichgültig, nur die Artikel über mich möchte ich früher lesen. Die Frei­exemplare meines Werkes, wenn Sie dieselben nicht auszu­dingen vergessen haben, wünschte ich für einige Freunde vor allem einige für Sie, Scheffel, Gottschall, die andren werde ich sebst versenden, da ich hoffe, Herr Hirzel werde für Verbreitung des Buches auch auf diese Weise sorgen. Beson­ders wünschte ich meinen Landsmann Dr Lecher, Redacteur der neuen freien Presse, und kais. Rath und Direktor Josef Bergmann in Wien, diese beiden Bregenzerwälder nicht ver­gessen. Wenn ihnen 2 meiner Ex. zugeschickt werden, so will ich gern das Porto bezahlen, was mit meinen Leihgebühren für dieses Jahr im Sommer verrechnet werden soll. Die ge­nannten sind Bregenzerwälder. Der Letztere hat mich letzthin in einem freundschaftlichen Schreiben um eine Characteristik seiner Landsleute ersucht. Ich habe mir dann erlaubt ihn auf die Sonderlinge zu verweisen; obwol sie, wie ich ihn kenne nicht besonders zusagen dürften.

Das beiliegende empfehle ich Ihrer Nachsicht, ich könnte mehr schicken, bin aber sicher daß schon das für Sie, Ihre Gedult und Ihre Zeit genug sein wird. Das Gedicht in unse­rer Wäldersprache mag Ihnen wegen dieser erwünscht sein. Ich finde, daß unsere Sprache sich zum Hexameter am besten und vielleicht besser als das Hochdeutsche eignen würde. Früher hatte ich fast Lust zu einem Versuch Kund: Eohr*) Lüttle, und laund ü ar-

zello ä lustigs Histörle

klingt so gut als Sing unsterbliche Seele von Klopstock *) Eohr Lüttle - ihr Leutchen. Arzello - erzählen

Di vorliobt Wäldari muß ich noch jetzt für ein Spiegelbild un­serer Mädchen halten. Erinnern Sie Sich noch, was ich im auer Herrenstüble bei unserm Gespräch von Herrmann Schmied über unsere Liebschaften sagte! Damahls war das genannte Gedicht schon geschrieben und ich hält es Ihnen gewiß gege­ben, wenn es nicht mich selbst zum Verfasser gehabt hätte. Sonst finde ich wenig was ich Ihnen schicken dürfte und auch das Geschikte wäre bei meinen alten Schriften (Basolzüg: Spielzeug) geblieben, wenn Sie mich nicht drum ersucht hätten. Sie niemandem zu zeigen brauche ich Sie nicht zu ersuchen, darum flehen die Arbeiten selbst laut genug, mir aber sind sie wie Denksteine auf der zurükgelegten Weg­streke lieb und werth. Im Sommer werde ich Ihnen auch in den 50ger Jahren auf der stillen kalten Kammer in schlaf­losen Nächten geschriebnen Hefte „aus der Welt des Her­zens" zeigen. Mir wird jetzt ganz eigen, wenn ich in jene stille ernste heilige Welt blicke. O wie war ich damahls ein so frommes Gemüth. Ich hätte mir noch wie in den Buben­jahren statt mit hölzernen Rossen und Kühen zu spielen, einen Altar bauen können. Doch genug von dem! Die Zeit des Rückblicks ist eigentlich vorbei. Vorwärts.

Der Stickerpeter - so hab ich ihn vor Wochen umgetauft ­hat seinen Nahmen von der Mutter, das muß so sein, doch könnte allenfalls der Nähme der Stickerin geändert werden. Der Peter also hat etwas mit dem Kaspale gemein. Doch ist er kühner als dieses Seite 24 und sein Mädchen ist kein Mikle. Ich zeichne die Entsittlichung der hiesigen socialen Gegensätze bei Reichen und Armen. Vertretter der Erstem sind der herzgute Stighans, die stolze nicht schlechte aber irregeführte reiche - Krämerszusel (Susanne) und ihre Schwe­ster Angelika, ein Blaustrumpf ohne Buch und Cigare, wie sie hier nicht selten sind. Doch davon mündlich. Bis Sie kom­men, werden wir vom ersten Band reden können. Zu der Novelle Liebeszeichen fehlt mir augenblicklich die Stimmung. Der Plan ist wie fertig, wenn sichs macht ein küssendes Paar von einer Bauerngesellschaft überrascht werden zu lassen. Das ist das Gewagteste, alles Übrige ergiebt sich von selbst. Was sagen Sie zu den Heilsgeschäften? Ich glaube, es hat mit der Veröffentlichung keinesfalls Eile. Die Zeichnung von Schröcken können Sie behalten, dann werden wir ja sehen, ob und was dazu und damit zu machen ist. Preußens Auftretten Frankreich gegenüber war mir das Erfreu­lichste, was ich noch in den Zeitungen gelesen. Unsere Lan­deszeitung bringt noch Schimpf- oder doch Hohnartikel über die neue Ordnung der Dinge; in Wien aber scheint man sich denn doch anders zu besinnen.

Ich freue mich darauf, so Gott will mit Ihnen ein geeinigtes starkes Deutschland zu sehen. Hoffen wirs und wünschen wir uns Glück, in einer so großen Zeit die Erdenbahn durch­wandeln zu dürfen. Mit den Herzlichsten Grüßen an Sie und Ihre Lieben Ihr heute plauderhafter Die Europa u Gartenlaube 15 hab ich eben erhalten

Freund Felder

Nachmittags 4 Uhr Nachschrift Liebster Freund

Vormittags konnte ich meinem Brief an Sie nur noch bei­fügen, daß ich Gartenlaube und Europa Nr 14/15 erhielt. Der Both wollte nicht warten, bis ich gelesen und geschrieben hätte. Nun aber muß ich noch geschwind jenem Brief einige Zeilen nach Au nachtragen wenns keine Gelegenheit zum Schicken geben sollte. Ich schrieb Ihnen, daß ich Ihnen Ihre Sünde verzeihe. So konnte ich nur schreiben, weil ich die­selbe noch gar nicht kannte. Verzeihen Sie, liebster Freund! mir nun dagegen jenes „Verzeihen".

Ich fürchtete vielleicht zu sehr fürs große Publikum zugeschnit­ten oder so dargestellt zu werden, daß der mir geliehene Mantel mir zu lang, zu groß, zu prächtig sein werde, so daß es lächerlich wäre, wenn ich mich jemahls hineinstecken wollte. Ich danke Ihnen von Herzen, daß das nicht geschah. Ist mir auch noch manches, was ich wollte und anstrebte, nicht gelungen, so darf ich doch sagen: Das wollte ich, so bin ich und es würde mich freuen, unendlich freuen, wenn die guten und bessern, wenn unser Volk so mich lieben könnte denn ich gehöre sein, gehöre dem Vaterland wie ichs mir lange geträumt und gewünscht habe, dem großen deut­schen Vaterland, welchem Arndt so wehmütig nachfragte. Lange sah ich mich von Ihnen verstanden und es gieng mir gut seit Sie an mich dachten; dennoch hat das Bäuerlein Ihrem Artikel bangend entgegensehen müssen ohne selbst den eigentlichsten alleruntersten Grund zu wissen. Ich hätte nie geglaubt daß er mich so freuen, mir so wohl thun könnte. Meinen Landsleuten wirds auffallen, wenn mich jemand ernsthaft nennt, da viele mich für den ersten Humoristen im Ländchen halten. Ich gebe mich auch so ohne mich verstellen zu wollen, und gerade wenns recht unruhig in mir ist, bin ich - „am kurzweiligsten" nicht der ändern sondern meinet­wegen - ich muß.

Der Tannberg, besonders der erste Theil hat mich befriedigt, der 2te (Schluß) ist doch zu breit. Es ist zum Theil ganz gut damit gegangen. Interessant war mir der von Keil beigelegte Verlegerbrief. Keil schreibt: Er bitte um Entschuldigung daß er mir nicht gleich geantwortet. Unpäßlichkeit - Geschäfte ­usw dann ist vom versprochenen Honorar die Rede, oder es ist eigentlich davon nicht mehr die Rede (Doch lassen wir das) und schließlich ersucht er mich, der Gartenlaube treu zu bleiben. Dann geeignete „Vorwürfe" aufzählend hofft er bald etwas von mir zu erhalten. Nun machen Sie mit den Heilsgeschäften was Sie wollen. Ich weiß, ich fühl es daß Sie schon an mich denken und das Beste finden. Von „Liebes­zeichen" aber sagen Sie noch keinem Menschen etwas als mir.

Bei Lesung Ihres Artikels dachte ich daran daß ich Ihnen im­mer zu melden vergaß, die Ludmilla sei seit Feb[r]uar glück­liche Hausfrau eines (Protestant.) Fabrikaufsehers.

Wenn Sie nur schon hier wären, daß wir mitsammen den Spaziergang zum Bothen in Au machen könnten. Der Schnee auf den Gassen ist geschmolzen, da und dort donnern die letzten Lauinen und alles wird hübsch und steht auf und jubelt und ich froh mit, denn auch ich hab nun Sonnenschein und Frühlingsluft so daß es meine Schuld ist wenn ich nicht wachse. Ihr Wegweiser war übrigens ungenau. Mein Vater gehörte zu den aufstrebenden Oberdörflern und mein Häus­chen mit dem Wingolf, so nenne ich mein Schreibzimmer­chen, das ich mir vor 2 Jahren wenigstens wohnlich einrich­tete, steht neben dem Wegweiser „nach Schröcken". Das können Sie Ihren Freunden sagen, wenn etwa einer der­selben mich mit einem Besuch erfreuen wollte. Hier lebe, lache, liebe und schwitze ich. Hier sorge ich an schönen Tagen mir und den Meinen ums Brot damit ich an Trüben in einer ändern weniger düstern Welt ungestört leben und schaffen könne.

So wird einem Bäuerlein

Sonnenschein und Regen Durch Beruf

und Neigung stets Nur zu Lust und

Segen.

Doch es sind nun genug meiner Gedichte abgeschrieben Mit tausend Grüßen

Ihr Felder

 

Frohe Wanderschaft

Pfarrdorf Sonntag den 24 Fbr. 1867

Willst du reisen froh wie ich Meide das

Gepäcke Dieb und Schmeichler kümmern sich

Nur um volle Säcke.

 

Reich o Freund ersetzet dann Deines Glücks

Genossen Wer dem armen Wandersmann

Nicht die Thür verschlossen.

 

Ohne dich zu achten fährt Stolz und Neid

vorüber Wer sich jetzt noch treu bewährt, Sei

dir um so lieber.

 

Fröhlich gehts durchs Leben hin Auf dem Pfad

der Weisen Leicht Gepäck und leichten Sinn

Macht ein lustig reisen.

 

 

Regenwetter

 

Alle loben schönes Wetter Und den lieben

Sonnenschein Darum schrein sie Mord und

Zeter Wenn der Nebel zieht herein. Aber ich

bin frohen Muthes Wenn es schüttet, wenn es

gießt. Auch der Regen hat sein Gutes Dunkle

Wolken seid gegrüßt.

 

Lange troken Wochen machen Troken

Menschen-Knechte nur Wunderselten singen,

lachen Diese Diener der Natur. Roher wird der

Menschen Sinnen Nur gerichtet auf Gewinnst

Und des Hauses Priesterinnen Finden kaum

noch Zeit zum Dienst.

 

Da wird nun ein frischer Regen Wie der halb

verdorrten Flur Auch dem Hause nur zum

Segen Was schon manches Weib erfuhr. Froh

erkennet nun der Gatte Was er fern dem

heimschen Herd Leider schnöd mißachtet

hatte Seiner Hausfrau hohen Werth.

 

Einsam schlich an schönen Tagen Ich durchs

Dorf der Liebsten nach Heute darf man etwas

wagen Vorwärts unters Regendach*

Plaudernd schreiten wir nun weiter Keinen

Menschen kümmert daß Nie noch war ein Tag

so heiter Und der Regen macht nicht naß.

 

Nennts darum nicht schlechtes Wetter Es

bringt Wonn frohen Muth Ruhe für die müden

Vetter Macht die Söhne fromm und gut Viele

laue Christen bleiben Vor der Kirche öfter

stehn Nur der Regen kann sie treiben Daß sie

selbst zur Predigt gehn.

 

 

Das Beständige

 

Es war der Lenz ins Thal gezogen Als ich

von ihr der Liebsten schied Die Flur glich

einem Regenbogen Und Lerche sang ihr

Morgenlied.

 

Nun sind die Blüthen abgefallen Die

Fluren ihres Schmucks beraubt, Des

Waldes Sängern schauderts allen Sie

fliehn den Baum vom Sturm entlaubt

 

Mein Mädchen hat vor Freude glühend

Den Wanderer von fern erschaut Du

meine Rose, du noch blühend! Rief ich

voll Freuden überlaut.

 

O sprach die Gute froh und drückte

Zum Gruße herzlich mir die Hand, Von

allem was die Erde schmückte Hat nichts

Geliebter, nichts Bestand.

 

Und so wird mit dem Lauf der Jahre

Was noch so schön geblüht vergehn

Doch ewig theurer wird das Wahre Das

Glück der Liebe fortbestehn!

 

 

Di vorliobt Wäldare

Am Tag nach der Kirchweih 1860

 

1    Gestn Gestn Annilee Gestn ischt äs rar

gsin! Ih und Nazis Tunile Seand a

zeachods Paar gsin



5    Bessor viel äs Bier und Win Lioblichor äs s

Gigo Seand mor sinne Wöatle gsin Doch ih

wills vorschwigo

 

Frühor hean ih vilmol dinkt Tuni war a Rehta

Welar dea dor Herrgott schinkt Die heats

nümma schlehta.

 

Vielmal ischt meor ku in Sea Ischts Gottswill so

gschiohts dinn, Babol hett o ou geen ghea Die

hat gseit Ma siehts din!

 

Und itz sioht mas, win ma wil Babol siohts und

andor Jau mit Tunin wärod vil Geen aluo

salbandor.

 

Christi! ischt ar zum Voarus Jede thät o grüozo

Giong geen mit is gmaulot Hus Föor o z kocho,

z büotzo

 

1    Gestern Gestern (heiliges Annchen) (Ausruf der

Freude, Annelee,  2 Gestern ist es herrlich

gewesen  3 Ich und Nazis Tonchen 4 Sind ein

zechendes Paar (zusammen im Wirtshaus)

gewesen   5 Besser viel als Bier und Wein  6

Lieblicher als das Geigen (die Musik)   7 Sind

mir seine Wörther gewe­sen, doch ich will sie

verschweigen.

 

Ich weis diesen häufig vorkommenden Ausruf

Annelee nicht anders zu erklären.

 

9    Früher hab ich vielmal gedenkt (gedacht)

10                Toni war ein rechter. Welcher

11  den der Herrgott schenkt, die

12                hats nicht mehr schlecht (im Allgemeinen)

13                Vielmal ists mir (gekommen) in den Sinn  14 Ist es Gottes Wille so geschiehts noch   15 Barbara hätt ihn auch gern gehabt 16 Sie hat gesagt: Man siehts dann

allgemein   übliche   Redensart

 

17                Und jetzt siehts mans wen man will

18                Barbara siehts und andere

19                Ja mit Anton wären viele

20                Gern allein selbander,

21  Christlich ist er zum Voraus

22                Jede thät ihn grüßen, er wäre willkommen

23                Ginge gern mit (ihm) ins gemahlte Haus

24                Für ihn zu kochen und (sogar) alte Kleider zu flicken.

Nachschrift

Dieses Gedicht entstand in einer Zeit, wo ich noch etwas leidenschaftlich den Materialismus hervorzuheben pflegte.

 

Die Heimath Entstand im Frühling 1859.

Ins Thälchen von Hügeln umkettet Hatt sich

noch die Freiheit gerettet Und bringet uns

Wonne und Glück. Ihr alle des Weltgewühls

Müden O kommt in die Heimat des Frieden Zur

Einfalt der Väter zurück!

 

Laßt Thoren den Thoren befehlen Einander die

Freude sich stehlen Und fliehet zur Mutter

Natur. Die Lämmer, so frei aller Sorgen O

sehet sie hüpfen auch Morgen Wie heute auf

grünender Flur.

 

Hüpft fröhlich durchs Leben und pflücket Was

jeden von Herzen beglücket Und bringt es

zum Kranze herbei. Es lebe was Kräfte und

Leben Noch fühlet zu muthigem Streben Ihm

lacht noch der freundliche Maj.

 

Ich war ja das Beste gegeben Den Samen fürs

glückliche Leben Beliebig zu streun ins

Geschick. Ins Thälchen von Hügeln umkettet

Hat sich noch die Freiheit gerettet Und bringet

uns Wonne und Glück.

 

Mit herzlichem Gruß an Sie und die lieben Ihrigen

Anna Katharina Moosbrugger

oder das Sie freudig erwartende Wibli

 

* Regenschirm

Keine