AN RUDOLF HILDEBRAND

lfndenr: 
325
29. April 1867

Liebster Freund!

Von Berlin und Wien sind mir Briefe Sendungen, Glücks­wünsche, Schmeicheleien u dgl zugekommen. Mir pflegen Lob und Tadel das Köpfchen unruhig zu machen wenn ichs übertrieben finde. Mehr diesem Umstände, als weil ich noch auf allen Seiten mich zu bedanken haben werde ists zuzu­schreiben, wenn mein Brief an Sie, der erste den ich schreibe, etwas kurz und kraus werden sollte. Vor allem die Meldung, daß ich das Honorar sorgfältig verpackt und wohl gezählt erhielt. Auch die Exemplare sind angelangt und haben mich und die Meinen in der hübschen Ausstattung ungemein ge­freut. Daß dem Baron in Bregenz ein Exemplar zugesendet wurde, ist mir recht nur hätte ich auch gewünscht, daß dem Dichter Scheffel Eins zugeschickt werde. Nun ists zu spät für dießmal da ich seine Adresse nicht habe. Meinen Freunden hier und im Ländchen hat Ihr Aufsatz große Freude gemacht und ich habe Ihnen ihren herzlichen Gruß und Dank auszurichten. Ich erwähne nur Feuerstein und den Doktor in der Reute (Greber) die Übrigen brauche ich jetzt nicht zu nennen, da sie für Sie noch unbekannte Größen sind und mehrentheils Josef heißen. Im Lager der Gegner ist großes Wehklagen, man hat mir ungemein Weh gethan ich hab wieder eine böse Erfahrung gemacht, bin aber dadurch nicht reicher, sondern viel ärmer geworden. Doch eben das wollte ich an Sie schreibend vergessen. Froh war ich, wenn ich einmal eine Zeitlang in frische freie Luft kommen könnte. Nun, Morgen werde ich mit der Mistgabel wieder manches verwerchen und werde so verschwitzen kön­nen, was ich heute noch nicht ins Reine zu bringen vermag. Wenn mir nur nicht der so viel zerstörende Krieg meine Freude verdirbt. Nur, man kann dann doch auf etwas anderes hoffen. Unsere Blätter sind auf Preußens Seite. Wenn alle Deutschen eins würden, wärs bald vorbei. Sie könnten dann doch noch kommen und unser Wiedersehen wäre ein dop­pelt und dreifach Fröhliches.

Meine neue Arbeit wächst erfreulich. Der Plan wäre nun so ziemlich ausgearbeitet. Nur schade daß mir in diesen schö­nen Tagen noch mehr die Stimmung, als die Zeit zum Arbei­ten fehlt. Der erste Band ist im Entwurfe fertig und ich werde nicht mehr viel mehr als abschreiben müssen. Hier sind nicht mehr Männer des Gedankens, sondern der That gezeichnet. Über die Nahmen werden wir uns besprechen und auch sonst möchte ich über Manches Ihre Ansicht hören. Wenn Sie wie­der einmal ans Schreiben kommen, so melden Sie mir, ob Sie den Brief mit den Heilsgeschäften erhielten. Jetzt wird jener Aufsatz mir nichts mehr verderben, denn der Riß ist offen, das werden auch die religiösen Parteien wissen oder glauben. Ich habe von Preußen, Guben „die Morgenröthe" aus Salzburg ein verschrieenes Betrachtungsbuch erhalten. Bergmann in Wien hat zuerst durch Dr. Keßler, einen in Wien angesehenen Vorarlberger, seine Freude über Ihren Artikel erzählen lassen, 2 Tage später schrieb er mir selbst einen Brief und sprach seinen innigsten Glückwunsch aus. Martin Perels in Berlin sendet mir 16 Hefte seiner „Deutschen Schaubühne" und ersucht mich in einem freundlichen Schrei­ben um Zusendung meiner Dichtungen zum Zwek einer Be­sprechung in seinen Heften. Ich werde seinen Wunsch noch heute erfüllen.

Ists also nicht fast, als ob Sie schon „für mich gereist wären"? Wenn ich doch auch für Sie etwas thun, oder wenigstens auch so vieler Mühen und Sorgen werth werden könnte. Nun Sie werden mich wenigstens mit gutem Willen und reu­müthig die von Ihnen mir eröffnete Bahn wandeln sehen. Meine enge Heimath würde ich ungern verlassen, und doch fühle ich, daß schon für die neue Dichtung der Schauplatz denn doch fast zu eng ist. Wären hier alle Kämpfe ausge­kämpft, dann würde ich mit Freuden einmal ins Weite. Von den Zeitschriften wünschte ich Europa, Museum, Westermanns M. Hefte am liebsten zu behalten, ich habe aber mit meiner Sendung an  Quellmalz  auch  einen  Brief abgehen lassen.

Nächstens mehr und viel. Mit herzlichen Grüßen

Ihr F M Felder

Keine