VON ANGELICA VON WORINGEN AUS FREIBURG/BADEN

lfndenr: 
635
3. Dezember 1868

Geehrter Herr,

Wir haben unsere Begegnung mit Ihnen nicht vergeßen - noch weniger des großen Schmerzes, der Sie in dem Verlust Ihrer theuren Frau betroffen, - ich denke mir Sie werden das schöne Weihnachts­fest recht traurich verleben, wenn nicht die geliebten Kinderchen etwas Licht in die dunkle Nacht bringen. Wohnten wir näher, so würde ich den lieben Kleinen ein Weihnachtsbäumchen anzün­den, nun muß ich mir daran genügen laßen den theuren Vater durch einige herrliche Lieder aufzurichten. Ich habe sie gesammelt und die Zeichnungen dazu gemacht. Wenn Sie nur Etwas Trost darin finden, so wird das auf die lieben Kleinen zurück strahlen. Meine Liebe 84jährige Mutter, der mein Mann u. ich v Ihnen erzählt hat, schickt es mit mir vereint. Mein Bruder mögte durch seine Photographie Ihnen empfolen sein, er bemühte sich in Bregenz u. Lindau vergebens nach der Ihrigen, wenn Sie mit der Zeit ihn dadurch erfreuen können seine Adreße ist: Senator Schiei­den. Altona. Holstein. Die herzigen Kinder, die uns Blumen brachten, Ihren Hügel und Bänkchen sehe ich vor mir, - u wenn sie sich mit frischem Grün schmücken, dann denken Sie an den Frühling droben, der nimmer aufhört.

Mein Mann grüßt herzlich u. ermahnt Sie die Geschichte Ihrer Liebe in Ihrer ganzen Einfachheit u. Poesie zu erzählen in einem kleinen billigen Buch, das schnelle Verbreitung findet. Vergeßen Sie ja nicht zu erzählen, wie Sie unseren geliebten Schi Her u. Göthe sich anschafften.

- Gott segne Sie im neuen Jahr! mit seinen besten Segen! gebe Ihnen Trost u. Freude an den Kindern, Kraft u. Freudigkeit zum Schaffen daß Sie es sicher fühlen Ihr guter Engel sei noch immer um Sie! Grüßen Sie mir die liebe Frau Wirthin in Au! deren unver­gleichlichen Gasthof wir mit Freuden gedenken.

Voll Hochachtung Angelica v Woringen.

Keine