VON CARL SEYFFERTITZ AUS BREGENZ

lfndenr: 
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7. Dezember 1868

Lieber Herr Felder!

Ihre freundlichen Zeilen vom 2. d. M. die mir gestern zukamen, haben mich eigentlich sehr trübe gestimmt, denn ich habe daraus entnommen, daß es Ihnen nicht gut geht. Dazu habe ich mir immer Vorwürfe zu machen, daß Sie um das Heft der Grenzboten gekommen sind, durch meine Schuld, u. daß ich außer Stand mich sehe, Ihnen dafür Ersatz zu bieten.

Unterdessen hat mir der Buchhandel Ihr neues „Arm u. Reich" gesendet u. ich habe daraus viel Vergnügen geschöpft, u. glaube entdeckt zu haben, daß Ihr Geist darin einen neuen Aufschwung genommen. Wie wenige Ihrer Leser, welche sich aus jenem Buche Freude u. Erholung schöpfen, denken daran, in welch trüber Lage der schaffende Geist sich befindet, der so Schönes geschaffen? Den Trompeter v. Säkingen, - ein Geschenk Scheffels an meine Frau - leg ich Ihnen hier bei, zum beliebig langen Gebrauche, u. meine Frau fügt noch für Ihre Kinder, da es gerade Niklaustag sei, einige kleine Spielereien, damit sie in Ihrer Einsamkeit auch eine kleine Abwechslung haben. Ich hoffe, Sie werden diesen Schritt freundlich aufnehmen; u. ihrdie Freude machen, die Kleinen damit zu betheilen.

An Scheffels Ekkehard habe auch ich vor ein paar Jahren große Freude gehabt, nicht leicht findet man eine so zarte Behandlung eines zarten Gegenstandes, wie in jenen Blättern, u. eigens um den Schauplatz jener Ereignisse zu sehen, bin ich im J. 1865 einmal auf dem Hohentwiel gewesen. -

Lassen Sie mich bald wieder etwas von Ihnen hören, oder kommen Sie einmal noch besser mich heimsuchen u. empfangen Sie derweilen meine u. m. Frau beste Grüße.

Ihr ergebener C. Seyffertitz

Keine