VON FRIEDRICH RIEDLIN AUS FRIEDRICHSHAFEN
Hochgeschätzter Freund!
Auf Ihr liebes Schreiben, das ich gestern Abend erhielt, habe ich Ihnen nur mitzutheilen, daß mir Ihre Nachricht von einem Besuche Ihres Freundes J. Natter höchlichst erfreut hat, noch mehr aber daß Sie mir einige Produkte Ihres Geistes übersenden wollen. Wenn Sie mir zu den „Sonderlingen" auch noch Ihr erstes Werk das „Schwarzokaspale, Lindau 1863" und Ihre „Liebeszeichen" in der östr. Gartenlaube auch noch zum Lesen leihen würden, so wäre ich Ihnen sehr zum Danke verpflichtet. Ich werde Ihnen dann das Überschickte schon wieder per Post zurückschicken. Ich bin sehr gespannt darauf, von Ihrem Freunde etwas Näheres über Ihr Alter, Familie, Heimath u. Verhältnisse von einer sichern Quelle zu hören. Ich erwarte daher Ihren l. Freund jeden Tag u. gebe Ihnen daher meine nähere Adresse hier an, indem ich in der Nähe des Landungsplatzes wohne u. er nicht den unnöthigen Weg in die Kgl. Werkstätte hinaus mache. Verzeihen Sie meine schlechte
Handschrift, ich schrieb diesen Brief diesen Mittag zwischen
12 u. 1 Uhr u. muß jetzt wieder auf die Arbeit.
Es grüßt Ihnen freundlichst
Ihr aufrichtiger Freund u. Verehrer
Fr. Riedlin Schlosser
wohnhaft bei Alois Schmidberger am See in Friedrichshafen.