KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
437
21. November 1867

Lieber Freund!

Ich bin schon mehrmals um Rückstellung der „Symbolik der menschlichen Gestalt" betrieben worden und nun derart, daß die Rückstellung ohne Verzug geschehen muß. Sei daher so gut, mir dieselbe mit Postwendung zu schicken. Lege auch den mehrfach begehrten Brief von meinem Bruder Jakob, die vorjährige Rechnung betreffend, sicher bei und womöglich die von Dir neuerlich gedruckten Sachen. Ist auch im Bre­genzerwald am letzten Sonntag wegen der ultramontanen „Erklärung" gepredigt und um Unterschriften geworben wor­den? Hier hat man das Spektakel recht aufsehenerregend gemacht. Von den Intelligentem unterschrieben aber die wenigsten. Der neue Aktuar ist sehr strebsam, macht sich fleißig an mich heran, studiert Lassalle, Nicolas etc. und ver­spricht, eine andere Haltung des Volksblattes gegen uns herbeizuführen. Er macht mir schon keine Opposition mehr. Die Abhandlung über Schutzzoll und Freihandel, das Beste, was unsere Zeitungen je schrieben, ist von ihm. Mayer soll so sehr in das Studium der sozialen Frage vertieft sein, daß seine Freunde in Wien über eine große Änderung in seinem Benehmen gegenüber den Tagesfragen erstaunt sind. ­Eben erhalte ich Deinen Brief do. 18. d. Ms. Die psycho­logischen Bemerkungen über den Bruder und sein Weib dürften richtig sein. Das Dökterle soll nur das Gewünschte schreiben. Den Grenzbotenartikel, den mir Grebmer wieder gab, lege ich bei. Der in Feldkirch sei vom Realschuldiener, der dem Hildebrand sich so lästig machte, mit ändern Kunz'­schen Schriften und Zeitungen in einen Käsladen verkauft worden. Warum wollen die Hinterwälder nicht in die Landes­viehassekuranz? Mir scheint dieselbe sich ganz gut zu be­währen. Kühe brauchten im letzten Semester nur 1/2 bis 3/4 Kr. vom Gulden zu zahlen. Allerdings will ich wieder Gölte sein. Ich laß dem Uhrmacher Glück wünschen, der nun mein weitschichtiger Vetter wird. Ist Feurstein in Bezau wieder Vorsteher? Warum hat der Bruder nicht die 100 Fl. erlegt? Schreibe bald und schicke jedenfalls mit Postwendung die erwähnten Sachen. Mit Gruß und Handschlag Dein Freund

K. Moosbrugger Wo sind die Gespräche dran?

Keine