VON HANNS KODERLE AUS BEZAU

lfndenr: 
233
18. September 1866

Geehrter Herr Felder!

Mit Dank sende ich Ihnen die mir gefälligst übersandten Monatshefte wieder zurück. Sie haben mir viel Vergnügen gemacht. Wir haben Abends alle Novellen gemeinschaftlich gelesen. Die naturwissenschaftlichen Artikel sind sehr gut geschrieben, stehen dem Inhalte nach, obwohl populär gege­ben, dennoch auf der Höhe der heutigen Wissenschaft. Wenn Sie mir noch etwas ähnliches zukommen lassen wollen, würden Sie mich sehr verbinden.

Gegenwärtig lesen wir zu Nacht Ihr „Schwarzokaspale". Ich staune über die Fülle des gesunden lebensfrischen Humors und die Wahrheit der Schilderungen. Oft müssen wir alle hell auflachen über so manche drollige Scene u. kernige Sprüche. Auch der leise Hauch der Liebe zwischen Mikle u. Schwarzo­kaspale spricht mich sehr an. Ich muß Ihnen ohne zu schmeicheln zu dem trefflichen Lebensbild nur gratuliren, und bedauere eben, daß ich das Lesen dieses Buches so lange verschob. Jetzt geht es mit der hiesigen Mundart auch besser. Wenn Ihre Sonderlinge eben einen solchen Kern haben, so können Sie versichert sein, daß Ihre Feder Ihnen nicht allein Namen, Ehre sondern auch klingende Vortheile bringen müsse. Eine solche unerschöpfliche Fundgrube von Wahrheit Zug für Zug u. Humor habe ich selten getroffen. Beifolgend sende ich Ihnen auch das versprochene Bild „Schröcken" mit Gruß von H. Mesmer und Vorsteher. Gestern habe ich (:in 14 Tagen:) ein neues technisches Werk­chen mit circa 80 Bogen „Der atlantische Telegraf" „Lienie Paris-Nev-York" beendet u. freue mich selbst ob des Erfolges resp ob der vielen im selben niedergelegten neuen Ideen, die theilweise reusiren dürften. Die Sache ist l geschichtlich, II phisikalisch-technisch, u. III kommerziell gehalten. S. Ab-

schnitte. Jetzt gehe ich an die Reinschrift u. Zeichnungen, be­nöthige dazu jedoch noch immer das bewußte No 236, 235 der Allgem Zeitung Beilage 1865. Falls die No in Ihren Händen so bitte ich dringendst darum.

Ihr aufrichtiger

Hanns Koderle

Keine