VON HERMANN SANDER AUS FELDKIRCH

lfndenr: 
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5. November 1867

Sehr geehrter Herr Felder!

Ihr Schreiben vom 30. Oktober l. J. hat mich sehr erfreut. Ich wähnte Sie noch immer in Leipzig; um so willkommener sind Sie aber der Lichtpartei in den heimischen Bergen. ­Ihrem Verlangen entspreche ich, so weit es mir möglich ist. Heute noch übersende ich Hildebrands nach meiner Meinung den Nagel auf den Kopf treffende Schrift und erlaube mir, zwei meiner kleinen Arbeiten, die Sie in den Jahresberichten unserer Anstalt finden werden, mitzuschicken. Auch an die Redaktion der F. Z. übergab ich die interessante Beilage Ihres Briefes und hoffe, sie morgen gedruckt zu sehen. Leider bin ich aber nicht in den Stand gesetzt, Ihre „zwei Geburtstage" zurückzustellen, da mir dieselben niemals zu Gesicht gekom­men sind. Ich hörte von denselben nur in Innsbruck sprechen, wo sich Professor Adolf Pichler, bekanntlich der bedeutendste unter den jetzt lebenden Schriftstellern Tyrols, sehr beifällig über den genannten Aufsatz aussprach; auf diese Weise erhielt ich Kunde, daß er gedruckt sei, gesehen habe ich ihn außer damals in Rankweil im Manuskript nie. Haben Sie ihn vielleicht an Kunz gesandt? Schreiben Sie mir darüber. Den Aufsatz über den Tannberg hat gegenwärtig Dr. Amann; wenn es möglich wäre, könnten Sie wohl die Güte haben, ihn mir oder der Feldkircher Realschule zu überlassen. - Auch findet sich hier ein Brief an Sie, den Sie Kunzen gaben, welcher eine Anerkennung eines Amerikaners oder Australiers enthalten soll. Wünschen Sie ihn, so werde ich seine Rücksendung ver­anlassen.

Kunz hat allerdings geschrieben, aber, wie es die Kürze der Zeit mit sich bringt, eben nur Reiseberichte und die ersten allgemeinen Eindrücke, die die neue Welt auf ihn machte. Die Seekrankheit belästigte ihn nicht mit ihrem Besuche, und drüben findet er, daß der Dollar herrsche. Wer Geld hat, hat Recht.

Schließlich ersuche ich Sie im Namen der F. Z., derselben öfters eine pikante Nachricht oder irgend etwas anderes zukommen zu lassen. Auch mache ich Sie auf das Feuilleton derselben „Aus dem Mittelalter" aufmerksam, das fortgesetzt wird. Ich glaube, daß so etwas doch hie und da seine Wir­kung nicht verfehle. Kann ich mit Etwas dienen, so bin ich stets bereit. Mit herzlichem Gruße verharre ich in Hoffnung eines nicht allzu fernen Lebenszeichens von Ihrer Seite als Ihr ergebener

Hermann Sander.

Keine