VON JOHANN GEORG LUGER AUS DORNBIRN

lfndenr: 
566
21. Juli 1868

Geehrter Herr Felder!

Es sind schon 14 Tage verflossen seit ich von Ihnen Abschied genommen und das Versprechen gab, nach meiner Ankunft zu schreiben.

Sie werden schon entschuldigen, das es erst heute erfolgt, denn es war mir unmöglich früher zu schreiben, indem ich zu wenig Zeit hatte.

Nachdem ich den Brief, von dem ich Ihnen sagte, in Empfang genommen, reißte ich selben Tages um 12 Uhr nach Dresden ab, hielt mich dort anderthalb Tage auf, machte dann nach Berlin und verblieb daselbst 2 Tage. Von Berlin gings über Wittenberg, Halle, Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach, Marburg nach Frank­furt, wo ich den 10ten Abends halb 9 Uhr ankam. Von dort reißte ich den ändern Mittag wieder ab über Darmstadt nach Heidelberg, besuchte daselbst das Schloß und kneipte nacher in sehr angeneh­mer Gesellschaft bis halb 2 Uhr in der Nacht, setzte mich dann wieder auf die Eisenbahn und fuhr über Karlsruh, Rastadt, Straß­burg, Freiburg nach Basel. Hier blieb ich über Nacht & reißte den ändern Tag bis Schaffhausen. Denselben Abend brachte ich noch 2 Stunden bei dem wunderschönen Rheinfall zu. Den 14ten, also den letzten Tag meiner Reise gings über Constanz und auf dem Spiegel des Bodensees nach Rorschach und Au, wo ich Abends 4 Uhr hinkam. Dort wurde ich von Dr. Waibel und noch 2 Turner mit Fuhrwerk abgeholt und herzlich empfangen. Abends 9 Uhr kamen wir in Dornbirn auf der Post an, wo schon cirka 20 Turner auf meine Ankunft warteten, und mich mit dem größten Enthusiasmus begrüßten. Die erste interessante Neuigkeit die ich hörte war, daß der Thurnher schon am 8ten angekommen, und am 12ten zu der Versammlung vom katholischen Casino nach Wolfurt gegangen sei.

Sie werden sich auch noch erinnern können, wo ich sagte, der Thurnher warte in einem Hotel in Dresden; aber es war keine Spur davon. Als ich hin kam, war der gute Thurnher verschwunden ohne etwas zu hinterlassen.

Den Gruß und  Brief an  Dr.  Waibel  hab ich den ersten Tag ausgerichtet und abgegeben; Dr. Waibel bedauerte wegen Mangel an Zeit etc. Ihrem Wunsche nicht nachkommen zu können; wird Ihnen vieleicht schon geantwortet haben.

Auf baldiges Wiedersehn in Schoppernau grüßt Sie achtungsvoll

Ihr ergebenster Joh. Georg Luger.

Bitte um gütige Nachsicht in Bezug der Schrift u. orthographischen Anstöße meines Briefes.

Keine