VON FRANZ MICHAEL FELDER AUS LEIPZIG AN ANNA KATHARINA FELDER IN SCHOPPERNAU

lfndenr: 
567
23. Juli 1868

Liebes Wible

Ich bin wieder da und habe eben Uhrenmachers Brief gelesen, der mitgetheilte Umstand verzögert meine Abreise auf ganz erwünschte Art. Ich mache mich nun etwas später auf den Heim­weg und lasse mir auch etwas mehr Zeit, so daß ich am Don­nerstage früh in Bregenz bin. Sind auch einige meiner Freunde als Zeugen dorthin vorgeladen so soll der Uhrenmacher ihnen sagen, daß sie mich im Löwen bei der Seekapelle treffen oder erfragen können.

Mit Keil ists auf guten Wegen. Ich gehöre wieder der Leipziger Gartenlaube, die bald einen Artikel von mir bringt. Mich freut das. Heut Abends sind wir zu Hirzels geladen. Von Weimar u. meinen Ausflügen werd ich viel zu erzählen wissen. Wenns hier nur nicht immer so furchtbar heiß wäre. Es ist nicht zum Aus­halten bei Tage und Abends fehlt der Schlaf.

Ich bedaure, daß der Uhrenmacher nicht schrieb, wer außer mir noch vorgeladen ist. Ich freue mich, nun doch mit etwa einem guten Freund im Bregenzerwalde einzuziehen.

Wenn ihr mir noch etwas zu schreiben habt, wenn ihr mir etwa melden wollt, wer außer mir noch vorgeladen ist, so thut es gleich und adressiert den Brief an Buchhändler Stettner in Lindau, bei dem ich am Mitwoch Abend eintreffe. Schreibt Stettner auch, daß ihr keine Zeit habt zur Abholung und meldet ihm die Zeit meiner Ankunft.

Wie die Sachen hier stehen war ich ohne den gemeldeten Zwischenfall doch wol nicht so schnell gereist u vielleicht über Obersdorf heim.

Nun aber ists auch recht. Ich freue mich, euch nächste Woche zu sehen. Gruß und Handschlag allen den eueren

Franz Michel Es geht gegen Abend, ich eile

 

Keine