VON JOHANN GEORG WAIBEL AUS DORNBIRN

lfndenr: 
610
1. Oktober 1868

Lieber Freund!

Ein Schrecken, der noch jetzt lebhaft in meiner Seele nachklingt, überkam mich, als ich vor gerade Einem Monate, am Tage der Beerdigung Ihrer unschätzbaren Frau, die Nachricht von dem namenlosen Unglücke anhören musste, das Sie, das den besten Menschen inmitten des aufblühenden häuslichen Lebens inmitten des Behagens einer segen- u. ruhmreichen Thätigkeit betroffen. Es war mein tägliches Vorhaben, selbst zu Ihnen zu eilen u. Ihnen meine Theilnahme zu beweisen; aber die ununterbrochene Abwe­senheit von zwei Collegen (Martignon u. Ölz) erlaubte mir als Gerichts u. Gemeindearzt nicht, drei Tage von hier fern zu sein. Indessen höre ich von Herrn Kofier, der mir Ihren freundlichen Gruss ausgerichtet hat, dass Sie zur Ausstellung nach Götzis zu kommen gesonnen sind. Ich bitte Sie nun, bei mir zuzukehren, u. mich mitzunehmen. Sie wissen, dass am Vorabend der Ausstellung die Generalversammlung abgehalten wird. Trachten Sie dahin, dass wir derselben beiwohnen können.

Es wird gut sein, wenn Sie die Stätte des Unglückes auf einige Tage verlassen, u. an der Seite Ihrer Freunde neuen Lebensmuth zu gewinnen suchen.

Von Herzen grüsst Sie Ihr

getreuer Freund

Dr. Waibel

Keine