VON JOHANN JOSEF FELDER AUS ARCACHON

lfndenr: 
238
14. Oktober 1866

Guter Freund Michel

Es ist mier bereits unmöglich, auf Deinen letz[t]en Brif zu ant­worten. Nach Hause zu kommen ist für mich ein fast unmög­liches. Erstens meine Verhältniße mit der Bours u. zweitens was wil ich hoffen zu Hause zu machen, wo ich mit meinem Handwerck villeicht einen liderlichen Gulden per Tag verdie­nen würde, das Feld zu bearbeiten u. Kühe zu melchen ist meine Sache nicht mehr. So frage ich Dich um Himmels wil­len was soll ich zu Hause machen, wenigstens würde ich in den ersten 8 Tagen meinem Vater ein ganz überflüßiger Gegenstand sein, u. später währe ich genöthiget das Pech zu kaufen, denn weder in politisch od. Kirchlichen verhältnißen könnten wier zusammen leben. Was meine Schwester anbe­langt bedaure ich sehr seine Schreckliche Lage. Aber was kann ich machen, wo die Bemühung kluger männer gescheitert ist, was mich einigermaßen beruhigt, ist die Hoffnung, daß Sie ja für ihr Leben lang an nichts andrem als an Ihrer Gesundheit leiden wirt.

Meine Verhältniße sind eben nicht die besten Jedoch habe ich im Überfluß alles was ich nothwendig habe u. hoffe daß im nächsten Jahre meine Börse steigen wirt, u. dann werde ich die Zeit nehmen u. Dich Alter Freund besuchen bis dahin ist nicht daran zu denken mich zu sehen, denn über würde ich im Gefängniße meine Sele aushauchen als je einen Kreutzer von meinem Vater zu verlangen, oder wie Du fürchtest ver­lumpt zurück zu kommen. Was meine Intresse anbelangt will ich durchaus nichts hören denn schon längst habe ich den Gedanken gefaßt niemahls auf den mindesten Groschen von Hause zu hoffen. Du kannst Dier einbilden daß ich mein Leben verdienen kann, u. nicht nothwendig habe, von den misrabl erworbenen Batzen meines Vaters u. meiner armen blinden

Schwester zu leben. So hoffe ich, daß Du mich in Zukunft mit reise plannen ruhig lassen wirst. Besonders im Winter wo es bei Dier verteufelt kalt macht, u. wo gerade meine Börse ins wasser zu fallen anfängt. Nächstens werde ich Dier anderes schreiben u. Dier mein portrait schicken. Grüße mier recht schön Deine Muter u. seine Schwestern wie auch meine eint­zige Schwester u. sage Ihnen daß ich mich gut befinde u. kein Hunger leide wie Sie villeicht glauben. Was Dich anbelangt bin ich sehr stoltz darauf einen Vetter zu besitzen von wel­chem gebildete leute sprechen u. welcher nicht ein übertribe­ner Katolik ist. Gerne hätte ich mit Dier selbst gesprochen aber wie Du sihst es ist unmöglich.

Mit tausend grüßen

Dein Vetter

Felder Felder horloger

Arcachon Girond

Keine