VON JOHANN JOSEF FELDER AUS BAAR/SCHWEIZ

lfndenr: 
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1. Februar 1857

Baar, den 2ten Sontag Hornung 1857

Herr Vetter!

Dein Brifchen habe ich gesund u. mit Wohlgefallen gelesen, aber jedoch eine Böse anung beklemmte mein Herz, als der Brifträger 40 Santimes verlangte. Wenn Du meine Täglichen Seufzer hörtest, ohn Zweifel du würdest diesem 40 Räppigen Übel abgeholfen haben. Zur Besserung wil ich Dich einmahl hören lassen:

Sankt Nicklaus, schnei uns Franken,

Wie wollen wir diers danken!

Denn mager ist der Arbeitslohn,

Und Artzt u. Schuster warten schon.

Sankt Thomas schnei uns Gulden,

Dann zahlen wir die Schulden,

Die wir gemacht in diesem Jahr;

s'lst wahrlich eine schöne Schaar!

Und du: Sankt Joseph Schnei doch Thaler

Für alle armen Zahler!

Daß ich Dier zuwenig vom Neujahr schribe, kannst Du mir leicht verzeihen, indem ich nichts guts hoffen konnte. Jedoch habe ich mich entschlossen Dir den Taufzedel für 1857 zu schicken.

Ein Weltbeherscher ist geboren Ein Kind gezeugt vom hl. Geist Das neue Jahr ists, dessen Name Konsul von 57 heist. Es mus die Freiheit bei der Taufe Dir, Fürst des Erdbaals Pathe sein Sie fürt beim Jubelklang der Gloken Dich Jauchzend in das Leben ein.

Schon deine ersten Schritte wandeln

Durch Veilchenlust u. Hofnungsgrün;

Bald werden [junge] Maienrosen Des

Jünglings Haupt gar froh umblühn. O,

streu dann auf der Völker Wege Des

Frühlings reinste Wonne hin Laß in

Paläste u. in Hütten Mit Sang u. Klang das

Glück einzien.

 

Ja fülle uns alle Räume In Speicher u. in

Keller an Und aus des Landmanns

Wohlfart sprieße Die Wohlfart auch für

Jedermann. Dann jubeln Herren es u.

Knechte Es singts der Mann der

Hobelbank Der Kaufmann ruft es u. der

Weise Dir herrlich Jahr sei Preis u. Dank.

 

Der Winter kommt dein Haupt erbleicht.

Froh eilt der Zinsmann nach der Stadt

Noch sorgest du, daß die armen Weisen

Ein Kleid, ein warmes Stübchen hat So

wirkst du liebend bis zum Ende So übst

du liebend deine Pflicht Drum lebst du

fort in aller Herzen. Ein guter Herrscher

der stirbt nicht.

 

So übernimm denn, freundlich waltend,

Dein Konsulat zu guter Stund', Und knüpf

mit allen Erdenwallern Den Liebs u. den

Freundschaftsbund Lösch aus des Kriges

rothe Fakeln Ja, lösche sie für Ewig aus

Bau Bildungstempel Eisenbahnen Mach

aus der Welt ein Fridenshaus.

Doch wo du Trug u. Hochmuth findest Schlag drein, mit Blitz u. Wetter drein Schlag zu nach oben u. nach unten Und sei gerecht für groß u. Klein Glück auf Konsul von 57 Trit an dein Regiment Und gebe Gott daß dich die Nachwelt den Guten Segensreichen nennt!

Gegeben auf dem Eispalast auf Widerstein den 1 Jänner 1857 Was ich in Deinem Letzten Brife nicht erfahren konnte bitte ich dissesmahl nachzutragen nämlich wo der Stücklifergger Albrecht in St. Gallen loschirt, dann werde ich dem Oberhau­ser u. Compagni die Uhren auf St. Gallen schicken. Ihm übri­gen ist jetzt [fachmers] u. ich habe meine Fränkli schon gewechselt um geschwind u. flink mich durchzumachen aber welch ein Entzezen die Münze habe ich verlohrn! Wenn daher Du im Besitze von etwas 5 Frankier hast, so vergiß nicht mich im Unglücke. Ich wünsch Dir zum Neujahr alles das was mir Mangelt dann hoffe ich Dir [das] beste gewunschen zu haben. Mithin folgen viele herzliche Grüße an meinen üben Vatter u. theure Schwester, u. Wünsche Ihnen den Segen des Himmels u. empfele sie der leitenden Hand Gottes mit mei­nem Täglichen Gebethe. Es grüßt u. bittet Dich 1000mahl Dein Vetter      Seppel

Keine