VON JOSEF ELSENSOHN AUS TESCHEN

lfndenr: 
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2. März 1866

Geehrtester Herr Felder!

Wie soll ich mich Ihnen als Unbekannter vorstellen? Aus Bezau gebürtig lebte ich bis zu meinem eilften Jahr daselbst u. auf den Alpen, machte dann das Gymnasium durch, u. stu­dierte hierauf Philologie, wurde Professor in Feldkirch, u. nach der Ankunft der Jesuiten dasselbe hier in Teschen. Das wäre also ungefähr die Legitimation, die mich bei Ihnen accreditieren dürfte. Daß Sie, geehrter Herr Felder, mir wohl bekannt sind, können Sie sich leicht vorstellen. Denn wel­chem gebildeten Bregenzerwälder möchte wohl Ihr sehr interessantes, den Charakter der Bregenzerwälder so fein zeichnendes Lebensbild unbekannt geblieben sein? Ich kann in jeder Hinsicht das Urteil des Hr. Custos Bergmann unter­schreiben. - Und nun hoffentlich] sind wir einander bekannt. Ich bemerke nur noch, daß ich mich aus Liebhaberei sehr viel mit deutscher Litteratur befasse, und nahe mich aus diesem letztern Grunde Ihnen mit einer innigen Bitte. Ich war nämlich von meinem 5-11 Jahre auf den Alpen (auch 1 Jahr auf der Schiedel ober Hopfreben) u. merkte mir die von den Knechten erzählten Geister- und Hexensagen. Ich schrieb mir später alle auf u. wäre willens, dieselben einmal an den Mann zu bringen. Ich fürchte jedoch, daß mir noch viele solcher Sagen, die im innern Walde Gang u. Gäbe sind, fehlen und erlaube mir daher an Sie, Geehrtester Herr Felder, der Sie die Sitten, Anschauungen u. Sagen unseres Volkes so genau ken­nen, die dringende Bitte, alle jene Sagen, deren Richtung ich bezeichnet habe, in möglichster Kürze u. in unserem Dialekte und wenn möglich mit Angabe des Ortes wo sie spielen, auf­zuzeichnen u. mir gefälligst zuzusenden. Sollten Sie mir meine Bitte bald erfüllen, so würde ich sie zu einem Gymnas. Programm noch in diesem Schuljahr verarbeiten. Jedenfalls bitte ich Sie um eine baldige Antwort, u. daß Sie sich die Arbeit nicht schwer machen. Ich bin überzeugt, daß Ihnen solche Sagen bekannt sind, u. nur um diese bitte ich Sie. In der Vakanz werde ich Sie besuchen. Indem ich Sie um Ver­gebung bitte, Sie mit obiger Bitte belästiget zu haben, habe ich die Ehre zu sein Ihr ergebener

Josef Eise n so h n Hr. Pfarrer G. Rüscher kennt mich gut u. ich bitte Sie, mir denselben zu grüßen.

Keine