VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
599
7. September 1868

Lieber Freund!

Dein Schreiben machte auf mich den Eindruck wie ein Bliz aus offenem Himmel. Das Unglück schreitet schnell u. es hat Dich in vollem Maaße getroffen; ich begreife es in vollem Maaße was Du verloren hast.

Ich wollte Dir gleich schreiben aber ich stand vom Versuche wieder ab, ich fand keine Worte des Trostes.

Es gibt kein Glück auf Erden, das man sein eigen nennen kann, und darum sollte unser Herz eigentlich auch an gar nichts hängen. Wenn wir aber vom Leben[s]glück genossen so bleibt uns des Lebensschmerz zu kosten gewiß nicht erspart. Du hast einen großen Schlag erlitten, ich fühle es Dein Herz ist tödlich verwun­det, die Zeit muß und wird dieselbe wieder vernarben. Ich möchte Dich nur bitten, daß Du alles vermeidest was die Heilung verzögert oder unmöglich macht; schließe Dich nicht von der Außenwelt ab und stoße dasjenige nicht von Dir wovon Du fühlst das es Dir Linderung verschlaft. Wenn ich nicht in Bregenz beim Landtage wäre, so würde ich nicht ablassen, bis Du mit Deinen Kindern nach Bezau kämest. In 14 Tagen komme ich wieder zurück; könntest Du Dich nicht entschließen auf 3 oder 4 Wochen mit den Kindern herauszukommen? Ich habe eine Frau und Du hast Kinder, und unsere Freundschaft die dieß mit einander verbindet, eine andere Gegend die Dich nicht mit jedem Schritt an Dein geschwundenes Glück erinnert, würde wohltuhend auf Dich wirken. Es würde mich sehr freuen wenn Du in meinen Vorschlag eingehen würdest, u. erwarte deßwegen gelegentlich ein Schreiben von Dir. Mit herzlichem Gruß

Dein Freund Josef Feuerstein

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