VON JOHANN GEORG LUGER AUS DORNBIRN

lfndenr: 
600
9. September 1868

Geehrter, lieber Herr Felder!

Sie werden schon entschuldigen wenn ich dem Versprechen, daß ich Ihnen in Ihrem mir so theuren Hause gab u. in Schrecken wiederholte, erst heute nachkomme.

Die Schuld davon war nicht Nachlässigkeit, sondern entstand aus folgenden Ursachen: Die Photographien die ich vorräthig hatte wollte ich Ihnen nicht schicken, weil es sehr Gefehlte sind, u. mußte somit andere machen lassen, welches sich so lang hinaus zögerte. Ihren Brief an Hr. Dr. Waibel hab ich gelesen u. die höchst traurige Nachricht vom Tode Ihrer guten, edlen Gattin, vernommen. Es hat mich tief erschüttert, denn ich wußte, was sie Ihnen, Ihrer Familie u. jedem der sie kannte, war. Es nehmen auch viele meiner Freunde, die Sie u. Ihr braves, seliges Wible nur aus meinem Erzählen kennen, große Theilnahme an Ihrem Schmerz. Wenn ich so nachdencke welches Glück das Schicksal Ihnen durch sie bereitet, u. welches Glück Ihnen durch den unverzeihlichen Tod wieder entrissen wurde, so ergreift mich jedesmal ein wehmüthiges Gefühl wie es nur einen innigen Freund u. tiefen Verehrer ergreifen kann. Trostworte für Sie stehen nicht in meiner Fähigkeit, weil mein Geist zu beschränckt ist für einen Mann der schon so vieles überwunden hat, wie Sie. Nehmen Sie nun diese Zeilen der innigsten Theilnahme an dem Größten Ihrer Schmerzen u. es wird mir wohl thun, wenn sie nur ein Körnchen zur Linderung derselben beitragen können.

Mit vielen Grüßen

Ihr theilnahmsvoller, ergebener

Joh. Georg Luger

Keine