VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
653
27. Dezember 1868

Lieber Freund!

Der Gedanke einer Volksbibliotheck hat sich verkörpert!  Den 21. Dzbr. waren wir beim Angodarle die Sache kam zur Sprache man beschloß dieselbe zu besprechen, wählt Christian Jochum zum Präsidenten für diese Verhandlung, und es kamen über längern und kürzern Reden und Gegenreden folgende Beschlüße [zustande]

I.  Wir bilden eine Volksbibliothek zur allgemeinen Benützung

II.    Es ist bei der nächsten Versammlung ein Comitee zur weiteren Ausführung des Beschlußes l zu wählen.

III.  Die Versammlung hat am nächsten Montag den 28 Dzbr Abends 8 Uhr in der Krone stattzufinden.

IV.  Wenn diese Beschlüße zu Stande kommen, so zeichnen die nachstehenden Herrn folgende Beiträge

/:Folgen die Unterschriften:/

Dr. Greber zeichnete 50 fl. von den übrigen Beträgen sind zu 10 fl.

15fl.3fl. 5fl. 2fl. etc. etc.

fortgesetzt d. 2. Jänner 1869.

Vor 5 Tagen wurde ich an der Fortsetzung meines Briefes gehindert, seitdem habe ich mich für neue Mitglieder u. Spender bemüht und wirklich haben wir gegenwärtig beinahe 200 fl. für die Bibliothek gezeichnet. In Folge des Beschlußes vom 21/12 fand die Versamm­lung am 28/12 in der Krone statt. Die Verhandlung wurde ganz ordnungsmäßig geführt, ein Comittee zur Entwerfung der Statuten bestehend aus 5 Mitgliedern: Dr. Greber, Bezirksförster Koderle, Angodar Thierarzt Meusburger u. Feuerstein Lithograf gewählt, u. auf 5 Jänner wieder Zusammenkunft zur Berathung der Statuten bestimmt.

Wir hielten schon eine Sitzung bei welcher aber noch nicht viel zu Stande kam, indem sich B. Förster u. Dr. Greber um Stilisirungen stritten, [und] die ändern Mitglieder des Comitees ordentlich in Verlegenheit waren, welchen Beträgen sie zustimmen sollten, da man Gefahr lief bei dem unterliegenden Antragsteller in Ungnade zu fallen. Bei nächster Sitzung handelt es sich nun um die Vollmachten die dem Ausschuße der jedenfalls zur Leitung noth­wendig ist, gegeben werden sollen. Bezf. u. Greber stimmen für unbedingte Vollmacht, ich hingegen möchte das Ganze auf demo­kratischer Grundlage wissen, u. bereits alle Beschlüße desselben von vorhergehender Genehmigung von Seite der Mitglieder abhän­gig machen.

Ich wünschte, daß du gegenwärtig in Bezau wärest und das Ganze mit durchmachen könntest.

Schicke mir wenigstens umgehend die Statuten eurer Bibliotheck u. schreibe mir deine Ansichten.

Ich habe von Anfang darauf hingewirkt, daß keine Dorf sondern eine allgemeine Volksbibliotheck gegründet werde. Du wirst jedenfalls auch Mitglied derselben werden; oder kommst du vielleicht auf die Versammlung vom 5. Jänner auch heraus? Mit dem Käsereigenossenschaftspreis sind wir abgewiesen, herent­gegen hat das Ministerium meine Persönlichkeit mit Lobsprüchen überhäuft, deren ich durchaus unwürdig bin. Hiemit übersende ich dir die Bücher von Hr. Baron. Mit Grüßen von meiner Frau

Dein ergebener Freund Josef Feuerstein

Keine