VON JOSEF GRUBER AUS ZELL AM SEE

lfndenr: 
319
20. April 1867

Werthgeschätzter Herr Felder!

So eben habe ich gestern /:Charfreytag:/ in der Gartenlaube, von dessen trefflicher Zeitschrift ich alle Jahrgänge besitze, ­den Artickel gelesen, der die Beschreibung von Ihnen enthält, was mich sehr intreßirte. Sie hat also der Geist schon auf diese Stuffe getrieben. Ich hoffe wohl bald Ihren „Sonder­linge" zu erhalten; vielleicht durch Austausch mit dem was ich so eben schreibe, u. vorläufig in einem Exemplar durch Kreutzband sende.

Erlauben Sie, daß ich ein Bischen weiter ausholle. Ich der Ver­faßer u. Verleger dieß Büchleins „Betrachtungen über Gott" bin auch ein Bauerssohn, von Piesendorf Gerichtsbezirk Zell am See. Dort besaß mein Vater ein großes Bauerngut, dazu gehört eine Alpe im Kaprunerthale deßen Grenzgebirge an Tyrol u. Kärnthen zugleich grenzen.

Durch 13 Sommer nun hüttete ich auf dieser Alpe an welcher auch 2 Nachbarn Antheil haben, ganz abgesondert von den Kühen, das Jungvieh und Pferde. Da ich religiös erzogen ward, u. dabey einen Sinn für Wißenschaftliches hatte, so eig­nete ich mir einige geographische und geschichtliche Kennt­niße an, schaffte mir auch durch leihen u. kaufen manch andere Bücher an.

Das letzte Jahr meines Alpenhirtens dachte u. schrieb ich nun diese Betrachtungen über Gott, wovon Sie das Exemplar das ich unter Kreutzband sende, wohl erhalten werden. Ich ler­nete im Jahre 1846 die Buchbinderey, da ich mich für die Folge zu den landwirtschaftlichen Arbeiten zu schwach am Körper fühlte. Im Jahre 1856 verheyrathete ich mich dann hieher nach Zell, wo ich Haus und Garten besitze; u. vor eini­gen Jahren erwarb ich mir auch noch von der Landesregie­rung in Salzburg die Befugniß zum Buchhandel. Voriges Jahr

nun, angeregt durch mehrerley Ursachen, ließ ich nun dieß mein Büchlein drucken. Allein kaum ein Monat darnach, als ich den Vertrieb begonnen hatte, zogen 2 Salzburger Clerikale gegen mich u. das Büchlein mit ihren Verdächtigungen, Ver­drehungen u. Warnungen, u. gleich darauf manche Pfarrer u. Gehilfen auf den Kanzeln in Hauslehren u. privatlich dagegen zu Felde. Doch können sie nicht alle mehr davon zurück­schrecken. Sollten Sie nun mehrere solcher Büchleins zu ver­wenden wißen, so wollen Sie mir gefälligst berichten. Ich gebe Ihnen dabey 20 % Rabatt. Habe gebundne u. broschirte vorräthig.

Ich habe am Lager besonders eine bedeutende Anzahl anti­quarischer Bücher, die ich zum Theil für sehr niedrige Preise hindan gäbe.

Besonders zu lesen möchte ich auch empfehlen: Die Ruinen, von Volney. Braunschweig. Es ist ein treffliches völkerrecht­liches, kirchliches, religiöses Gemälde, das an Klarheit u. inter­eßanter Darstellung wenig seines Gleichen haben dürfte. Es [ist] bey mir vorräthig, kostet broschirt 1 f 34 X geb. 1 f 60 X. Für mein Betrachtungsbüchlein wollen Sie mir einstweilen 36 X ö W gutschreiben.

Sie sind noch jung, Sie kommen ohne vergleich weiter als ich gekommen bin; ich habe soeben das Sechzigste Jahr angetret­ten.

Laßen Sie mir bald ein paar Worte zukommen. Es grüßt Sie nur Ihren Geist kennen gelernt mit vorzüglicher Achtung Ihr ergebenster

Josef Gruber

Buchhändler u. Buchbinder im Markte Zell am See in Pinzgau, im Kronland Salzburg, Oestreich.

Keine