VON MARTIN ILG AUS WIEN

lfndenr: 
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28. März 1868

Verehrtester Herr!

Meinen herzlichsten Dank für Ihre so baldigen gütigen Zeilen samt Einlage welche ich ungesäumt Freund v. Bergman selbst über­brachte welcher Zimmer hütten muß wegen leichtem Unwohlseyn. Ich habe Ihnen von demselben viele Empfehlungen u. Grüße zu melden; er, ich wie andere Landsleute sind empört über das Treiben dortiger gewisser Herrn. Hoffentlich wirds sie wohl nicht viel nützen - die Jetztzeit fordert ihre Rechte - entweder - oder!! Mein Sohn Albert, der sich Ihnen ebenfalls höfl empfehlen last ist am Meisten bey u. um Hr Bergmann u. freut mich als Vater, daß er an dem gelehrten Freund so viel Gefallen hat. Bin neugierig, ob u. wie Albert in seinem anzuhoffenden Beruf sich machen wird; er ist mir fast zu viel über u. bey Büchern!! Nun ich habe nur 2 Söhne u. da soll jeder nach ganz freyer Wahl sich den Stand wählen ­Können Ihnen denken, daß da Karl Jurist - Albert Philosof gibt es manche verschiedene Ansichten - Dispute etc. etc. Besonders bey jetziger arg bewegter polit. Zeit- ich als gewesenes „Lehrerle" ­höre zu u. denke mir m. Theil.

Hr Bergmann fragte mich, ob Sie nicht anher kommen etwa zum großen Scheibenschießenfest? Leider mußte Antwort schuldig blei­ben; er übergab mir so eben ihm von Innsbruck gesandte neueste Karte von uns. I. Landl, welche zu dem Werkchen gehört, was gerade jetzt unter der Presse sich befindet bey Wagner - 15 Bogen stark - u. welches noch im Juli erscheinen soll. Das Kärtchen erlaube mir als aller Neuestes Ihnen zu senden mit der Bitte um gut. Aufnahme u. mir es nicht übel zu deuten indem ich später wieder ein anderes Exemplar bekomme.

Also eingeschneit sind Sie noch - nun ich kann mirs denken, wenn ich mich an die Winter in Schreken u. im Walserthal erinnere etc.

etc. Wir hier haben, ob wohl nördlicher, längst schon kein Schnee

- eher Staub - Wind vorherrschend.

Mit vollster Verehrung empfielt sich Ihnen

ganz ergebenst M. llg.

Keine