VON PATER ALBUIN BISCHOFSBERGER AUS GARGELLEN

lfndenr: 
438
26. November 1867

Lieber Freund!

Wenn ich von Mitmenschen überhaupt u. insbesonders von Landsleuten Gutes höre, so nehme ich allzu herzlichen An­theil daran. In letzter Woche kam Hochw. Joh. Alois Zeh, seit kurzer Zeit Kurat von Gortipohl, auf Besuch hieher, er er­zählte mir mit sichtlicher Freude unlängst in Schoppernau in einem freundlichen Gespräche mit Euch nach so ungewöhn­lich schmeichelhaften Lobeserhebungen in der Gartenlaube Zeitung dennoch an Euch nur bewunderungswerthe Haltbar­keit einer edlen Grundgesinnung eines alten Weltweisen wahrgenommen zu haben: nosce te ipsum: Kenne dich selbst. Ja mein lieber F. M.! Die gegenwärtige aller Orten so religiös aufgeregte Zeit erinnert an das, was schon da gewesen, näm­lich an die Zeit des Propheten Elias, der zu dem Volke einen denkwürdigen Ausspruch that. „Wie lange hinket ihr auf bei­den Seiten? Ist der Herr Gott, so folget ihm: ist aber Baal Gott, so folget ihm". 3 Buch der KÖn. Der gute Erfolg, der Ent­schluß, dem wahren Gott treu zu bleiben, hatte sich Bahn gebrochen. Wahrlich das menschliche Herz, sagt der große Denker Augustin, bleibt unruhig, bis es in Gott seinen Ruhe­punkt findet. Viele der von der Welt angerühmten litterari­schen Werken, wenn man sie gelesen, lassen eine gewisse unerklärliche Leere zurück, weil sie mehr im Geiste Baals, als im Dienste des wahren Gottes verfaßt, dem forschenden Geiste nicht die erwünschte Nahrung finden lassen. Gutes Öhl in der Ampel, um das Licht des Glaubens fortwäh­rend brennend zu erhalten, wird Euer lesebegieriger Geist in dem vortrefflichen Werke: „Geschichte der Religion Jesu von L. Grafen zu Stollberg 15 Bände", nicht nur finden, sondern auch mit beseligender Freude bewahren. Zudem bleibt noch das Verhalten des Saulus, nachherigen Paulus, nachahmungswürdig; sein judaizirender Eifer mislei­tete ihn, u. die Gewaltsbriefe des hohen Rathes von Jerusalem trieben ihn noch mehr ins feindliche Lager, Gott aber erbarmte sich seiner u. Saulus befolgte die Mahnung des Herrn - er verrichtete die Religionsübungen - er bethete ­Apostelgeschichte 9.

Ihr sehet nun, dieß Briefchen ist mit wohlwollendem Herzen geschrieben von Eurem etwas weit entfernten Landsmann u. Nachbar, nehmet es auch mit Wohlgewogenheit auf, es bleibt auch Euer im Gebethe eingedenk

Pater Albuin c. i. d. Z. Expositur Provis.

 

Keine