AN JOHANN THOMAS STETTNER IN LINDAU
Geehrtester Herr Stettner!
Ihrem Wunsche gemäß, beeile ich mich, Ihnen nun das unterm 8 d Mts zurückerhaltene Manuskript wieder zu übersenden, nachdem ich die letzte Zeit her jeden freien Augenblick zur Durchsicht desselben benützt habe. Schon beim bloßen Durchblättern desselben werden sie sehen, daß ich in sprachlicher Beziehung sehr viel daran geändert habe. Zwar habe ich einzelne Ausdrücke, wie z.B. „Haß", „Nathstubat", „Strich" u.s.w. stehen lassen, auch wenn sie in der Erzählung vorkommen; aber, dieses ausgenommen, werden sie finden, daß ich Ihrem freundschaftlichen Rath gefolgt habe u. Ihnen daher stets dankbar sein werde.
Villeicht hätte ich über die Sprache der Wälder u. darüber, daß ich die Eigentümlichkeiten des Dialekts u. der Redeweise nur in so weit beibehielt, als es mir, um das Wesentliche derselben darzuthun, nöthig schien, in der Vorrede etwas sagen sollen; aber ich glaubte, daß dieß alles von andern Dorgeschichtschreibern schon oft genug gesagt worden sei.
Villeicht würde ich später noch etwa eine Kleinigkeit, die ich dießmal übersehen haben könnte, zu verbessern finden, aber ich hoffe, daß der Setzer die Güte haben werde, offenbare Schreibfehler zu berichtigen. Die Wälderausdrücke habe ich absichtlich etwas größer geschrieben, bloß um sie leserlicher zu machen. Ich muß hier auch noch bitten daß diese Ausdrücke so gedruckt werden wie ich sie geschrieben habe, obschon das nicht ganz mit dem übereinstimmen mag, was bisher über den Wälderdialekt geschrieben u. als Beispiel angeführt worden ist. Auch Vogts „Wälderbuob" ist sowohl im Text als in den Anmerkungen an mehreren Stellen unrichtig. Die mit X oder C bezeichneten sind mit einer Anmerkung unter oder neben dem Text versehen, u. wenn sie eine oder die andere für überflüssig halten sollten, so steht es Ihnen frei, sie zu streichen. Ich bin sehr begierig, wie sich das Werkchen gedruckt ausnehmen werde, u. bitte daher, mir, wenn es möglich wäre einzelne Druckbogen zu schicken, bevor die ganze Auflage gedruckt wird, damit ich allenfalls eingeschlichene Druck- oder Schreibfehler noch verbessern könnte. Jedoch überlasse ich das ganz Ihnen u. verlange es durchaus nicht, wenn sie es für unmöglich oder unnöthig halten sollten. Dringende Briefe usw. bitte ich mir stets durch die Post zu überschicken; Sendungen u.d.gl. wird Herr Kaspar Muxel von hier pünktlich besorgen.
Bittend, daß Sie mir den Empfang dieses gelegenheitlich berichten, u. mit dem aufrichtigsten Glückswunsch zum neuen Jahr zeichne ich mich Hochachtungsvoll Ergebenst
Franz Michel Felder