AN JOSEF FEUERSTEIN IN BEZAU

lfndenr: 
423
6. Oktober 1867

Lieber Freund!

Von Leipzig in der besten Stimmung über Bludenz, wohin mich ein Schreiben rief hier angelangt, hoffte ich Dich recht bald besuchen u. Dir viel erzählen zu können, was auch mei­nen Freund freuen sollte. Nur noch das Heu wollte ich erst unterbringen und die mir von einem bedeutenden Artzt wegen meinen Augen angerathene Badkur machen. Das letz­tere dauerte, da es den gewünschten Erfolg hatte, gerade so lang als die schönen Herbsttage dauerten. Nebenbei hatte ich die versäumten Geschäfte u. Briefe zu besorgen. Jetzt endlich sitze ich wieder im Arbeitszimmer und suche das früher Ange­fangene wieder hervor, doch vor allem muß ich Dir einige Zeilen schreiben.

Schöne Erfolge, Beifall - statt daß die mich eitel, unvorsichtig u. trag machen, geben mir neuen Muth und erzeugen in mir eine gewisse Ängstlichkeit, das Gewonnene auch zu verdie­nen u. Seine Wolgeborn, Herr Dr Greber brauchen darum keine Sorgen zu haben.

Doch da ich Dich nächstens zu besuchen gedenke, werden wir hievon weiter sprechen und ich kann Dich dann auch wieder mit einigen frommen Stücklein erbauen. So wurde hier ein Spottgedicht auf mich, an die Kirche und die Gemeinde Gebäude angeschlagen u. alles gethan, mich doch aus der Gemeinde Vertrettung zu verdrängen. Hier werden die Wahlen sehr interessant werden und zeigen, wie man gesotten ist.

Wie gehts mit der Association?

Ich hoffe u. wünsche viel Gutes zu erfahren.

Nächstens wird  in  der österreichischen  Gartenlaube  eine Novelle „Liebeszeichen" von mir erscheinen. Die Gründe, die mich bestimmten, die Erzählung in diesem noch jungen, aber empfehlenswerthen Blatt erscheinen zu lassen, werde ich Dir mündlich mittheilen.

Mit herzlichstem Gruß

Dein Freund

F M Felder

Keine